»Das Turnschuh-Image ist ein Missverständnis«

Bert Neumann von der Volksbühne über Seesäcke, Jogginghosen und ein gewandeltes Selbstbild

Bert Neumann entwirft an der Volksbühne nicht nur Bühnenbilder. Er gestaltet das ganze Antlitz des Theaters. Zur Neueröffnung nach der 12,5 Millionen Euro teuren Sanierung setzt er nun zwei Aufsehen erregende Akzente. Der eine ist revolutionär: In der laufenden Spielzeit ist die klassische Zuschauerposition aufgelöst. Die andere – eine Dienstbotenkluft für den Abenddienst – ist hingegen konservativ. Mit BERT NEUMANN sprach TOM MUSTROPH.

Bert Neumann kreiert an der Volksbühne seit 1992 Bühnenbilder und Räume.
Bert Neumann kreiert an der Volksbühne seit 1992 Bühnenbilder und Räume.

ND: In der Volksbühne lümmelt das Publikum seit dem Umbau auf Seesäcken. Warum?
Neumann: Wir wollen immer wieder neu die Normalität von Theater befragen. Was jetzt als normal gilt, gibt es doch erst seit kurzer Zeit. Die Idee, dass es im Theater immer dunkel sein muss und die Leute auf festen Stühlen sitzen, verbreitete sich im 19. Jahrhundert. Ich lese gerade Richard Sennetts »Verfall und Ende des öffentlichen Lebens« und bin dabei darauf gestoßen, dass es eine Revolte ausgelöst hat, als in der Comédie-Française die ersten Sitze aufgestellt wurden. Die Theaterbesucher waren das so nicht gewöhnt. Ich finde es spannend, mit den Formen zu experimentieren. Bühnenbild endet für mich nicht am Portal, sondern umfasst den ganzen Saal. Als während des Umbaus alles herausgeräumt wurde, fand ich diesen leeren Raum sehr schön und wollte dieses Erlebnis auch dem Publikum ermöglichen.

Aber jetzt passen weniger Leute hinein. Ein Graus für Betriebswi...



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