Keine Zeit für Pfannkuchen
Alltag in einer Berliner Hausarztpraxis: Volle Wartezimmer und die Hoffnung auf junge Mediziner als Nachfolger
In 2433 Hausarztpraxen werden in Berlin die Patienten betreut. Viele Ärztinnen und Ärzte marschieren auf den Ruhestand zu, finden aber keine Nachfolger. Im Stadtteil Lichtenberg zieht die Internistin Dr. Annelies Roloff täglich ihre Arbeitskleidung an. Sie ist 72 Jahre alt.
Es ist ein ungemütlicher Herbsttag in der Berliner Elli-Voigt-Straße. Arzthelferin Nicole Böse wirft einen Blick aus dem Fenster – vermutlich den letzten in den nächsten sechs Stunden. Am Anfang des Quartals, sagt sie, stehen die Patienten manchmal in langer Schlange vor dem Haus. Sie benötigen Überweisungen für Facharztkonsultationen. Da die Wartezeiten auf solche Termine länger geworden sind, wollen sie schnell sein. Heute, mitten im Quartal, warten erst einige Frauen und Männer. Die Karnevalszeit beginnt und jemand hat frische Pfannkuchen in den Aufenthaltsraum der Praxis gestellt. Kurz vor acht Uhr verschwindet Annelies Roloff in einem ihrer beiden Sprechzimmer, einen dicken Packen Unterlagen in der Hand. Regine Roloff, ihre Tochter, und seit einigen Jahren nach entsprechender Ausbildung ebenfalls in der Praxis beschäftigt, schließt die Eingangstür auf. In Windeseile füllt sich der Warteraum.
Alte Ärzte, alte PatientenWie ge...
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