»Die Schweiz hat Schlimmes gemacht, aber …«

Kritik und Selbstkritik in der Türkei nach dem eidgenössischen Votum zum Bauverbot für Minarette

  • Jan Keetman, Istanbul
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Als die Schweizer Stimmbürger am Sonntag überraschend ein Minarettverbot guthießen, befand sich die Türkei wie die gesamte islamische Welt noch in den Ferien nach dem Opferfest. Das erklärt die verzögerte Reaktion, wobei die Überraschung ebenfalls eine Rolle gespielt haben mag.

An Reaktionen fehlt es mittlerweile nicht mehr. Staatspräsident Abdullah Gül nannte die Entscheidung der Schweiz eine »Schande«, Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wertete sie gemeinsam mit der islamischen Presse im Lande als »Islamophobie«. Seit Langem ist es ein Anliegen des Premiers, dass die »Islamophobie« endlich unter die schwersten Sünden aufgenommen wird. Deshalb wiederholte er seinen Satz: »So wie Antisemitismus eine menschliche Schuld ist, so ist Islamophobie eine ernste menschliche Schuld.«

Es dürfte schwer fallen, unter den 73 Millionen Einwohnern der Türkei eine Handvoll zu finden, die das Minarettverbot in Ordnung finden. Trotzdem gibt es auch in der Türkei Kritik an der Doppelbödigkeit der offiziellen Empörung. Die linksliberale Tageszeitung »Radikal« titelte einen Bericht über das Minarettverbot mit der Zeile: »Die Schweiz hat Schlimmes gemacht, aber …« Was liberalen Kolumnisten nach dem Minarettverbot in der...


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