Spielwiese für Sponsoren

Petitionsausschuss tagt öffentlich zur angemessenen Nutzung des Bebelplatzes

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.
Modenschau von Mercedes
Modenschau von Mercedes

Alljährlich wiederholt sich das banale Schauspiel: Techno-Beats wummern, Fotografen entfachen ein Blitzlichtgewitter, mondäne Models stolzieren in edlem Tuch über den Laufsteg – und über eines der bedeutendsten Denkmale gegen den Faschismus. Denn die Mercedes-Fashion-Week bedeckt regelmäßig mit einem monströsen Zelt nicht nur den gesamten Bebelplatz in Mitte, sondern auch das 1995 vom israelischen Künstler Micha Ullman geschaffene Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung, eingelassen im Zentrum des Platzes.

Gegen solch geschmacklose und kommerzielle Nutzung eines der nicht nur reizvollsten, sondern vor allem historisch wichtigsten Plätze Berlins durch Modenschauen, Eisbahnen oder Buddybär-Kreise, richtet sich eine Eingabe, mit der sich der Petitionsausschuss am Dienstag beschäftigt – erstmals in seiner Geschichte öffentlich.

Eingeladen wurden für diese Sitzung Stefanie Endlich, Mitglied der Jury des Denkmal-Wettbewerbs, Klaus Staek, Präsident der Akademie der Künste, Christian Hanke, Bezirksbürgermeister von Mitte sowie mit Hans Coppi und Bärbel Schindler-Saefkow zwei der Petitions-Initiatoren. Der ebenfalls angefragte Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, André Schmitz, wird laut Senatskultursprecher Torsten Wöhlert voraussichtlich nicht zu der Ausschusssitzung kommen.

»Herr Schmitz hat sich aber in der Vergangenheit mehrfach für einen angemessenen Umgang mit dem Bebelplatz ausgesprochen«, so Wöhlert, der zu Recht darauf verweist, dass die Kulturverwaltung bei dem Thema keine Entscheidungsgewalt hat.

Die liegt offiziell beim Bezirksamt Mitte, das für die Genehmigungen der Veranstaltungen zuständig ist. Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, wollte sich vor der Sitzung des Ausschusses nicht zum Thema äußern. Ohnehin ist zu bezweifeln, dass der Bezirk in dieser Frage frei von Einflussnahme handeln kann.

Helga Elias, Referentin für Kulturpolitik bei der Linkspartei, erhofft sich von der öffentlichen Sitzung und der anschließend kommunizierten Empfehlung des Petitionsausschusses Auftrieb für die Bewegung gegen anmaßende Nutzungen des Bebelplatzes – auch wenn das Ergebnis nicht juristisch bindend sein wird. »Die Wirkung sollte man nicht unterschätzen.«

Das glaubt auch Martin Schönfeld vom Berufsverband Bildender Künstler Berlin (bbk). »Die Petition ist eine Möglichkeit, ein Zeichen dafür zu setzen, dass der Platz keine Spielwiese für Sponsoren bleiben darf«, erklärt Schönfeld, der Mitglied des Büros für Kunst im öffentlichen Raum des bbk ist. »Die Fashion-Week im Januar wird die letzte sein, die dort stattfindet«, da ist er sich sicher.

Daniel Aubke, Sprecher der Mercedes-Fashion-Week, bleibt da etwas offener. »Kurzfristig« sei der Bebelplatz Standort der Veranstaltung. Man schaue aber »fortlaufend nach anderen zentralen Locations«.

Öffentliche Sitzung: 15. Dezember, 14 Uhr, Abgeordnetenhaus, Niederkirchner Straße 5, Raum 306; interessierte Bürger melden sich bitte vorher an unter Tel.: 23 25 10 62 / 64 / 65 oder per E-Mail: petra.sertcan@parlament-berlin.de

Konzerne begraben das Mahnmal zur Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz: Eisbahn von Vattenfall
Konzerne begraben das Mahnmal zur Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz: Eisbahn von Vattenfall
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