Die Leute sind das Denkmal

Anhörung im Petitionsausschuss zur Kommerzialisierung des Bebelplatzes

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Ende Januar soll es wieder soweit sein: Auf dem Bebelplatz werden sich Promis und Models bei der Fashion-Week treffen und damit auf jenem Mahnmal herumtrampeln, das seit 1995 an die Bücherverbrennung erinnert.

Der israelische Künstler Micha Ullmann empfindet es als »Schande«, was mit seinem Werk passiert, als »aggressiven Eingriff in das Denkmal und seine Funktion«, schrieb er an den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses, der sich gestern mit der Kommerzialisierung des Ortes befasste, und zwar wegen der Bedeutung des Themas erstmals in öffentlicher Sitzung.

Ullmann sieht den ganzen leeren Bebelplatz als Denkmal. »Die Zuschauer auf dem Platz, die Leute, die nach unten schauen, sie sind das Denkmal.« Das unterstrich auch die Kunstsachverständige Stefanie Endlich: Selten sei eine Beziehung zwischen Denkmal und Betrachtern so augenfällig. »Die Menschen stehen, hocken, knien sich nieder«, um das in den Platz eingelassene Mahnmal zu erfassen. Es wäre bedauerlich, sollte Berlin den Platz nicht von kommerziellen Nutzungen freihalten können.

Das fordern auch die etwa 500 Eingaben, die den Petitionsausschuss in den vergangenen Wochen zu diesem Thema erreichten. Hans Coppi, Vorsitzender des VVN-BdA und einer der Petenten, mahnte, dass das Denkmal, nachdem es schon von einer Tiefgarage untergraben wurde, nicht auch noch durch kommerzielle Nutzung von oben bedroht werden dürfe. Es habe sich als ein Glücksfall erwiesen und sich zu einem Ort des Innehaltens entwickelt. Es benötige Ruhe und Stille, gelegentliche Veranstaltungen sollten es nicht beeinträchtigen, sondern einbeziehen. Hans Hannesen von der Akademie der Künste forderte rigide Richtlinien zur Nutzung des Platzes.

Das wäre vor allem Aufgabe des Bezirkes Mitte. Baustadtrat Ephraim Gothe wie auch Rainer Klemke vom Kultursenat sprachen vom schwierigem Abwägungsprozess, für die Fashion Week habe man über 20 Orte geprüft. Schließlich hätten wirtschaftliche und touristische Effekte den Ausschlag gegeben.

Der Ausschuss wird jetzt eine Empfehlung für das Abgeordnetenhaus geben. Die Richtung deutete Vorsitzender Ralf Hillenberg an: »Die Fashion Week an diesem Ort ist unerträglich.«

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