Arbeiterjunge im sowjetischen Speziallager

Ein heute 80-Jähriger, der 1946 bis 1948 in Sachsenhausen inhaftiert war, erinnert sich an Theater, Zucker und Faschisten

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Nachdem sie gemeinsam mit den Alliierten Deutschland befreit hatten, richtete die UdSSR Speziallager für nationalsozialistische Verbrecher ein. Doch unter den Inhaftierten befanden sich auch Unschuldige.

Den berühmten Schauspieler Heinrich George lernte der Arbeiterjunge aus Berlin-Weißensee kennen, als er für die Theatergruppe des Speziallagers Sachsenhausen Requisiten baute. Der Geheimdienst NKWD verdächtigte den Jungen Paul Müller (Name von der Redaktion geändert), ein Werwolf zu sein. Doch an diesem Vorwurf war nichts dran. 62 Jahre lang erzählte Paul Müller wenn überhaupt, dann nur das Nötigste über seine Zeit im Speziallager. Doch nun will er reden – »bevor meine Todesanzeige im ND steht, muss ich das unbedingt tun«. Es werde so viel behauptet über das Lager, was nicht der Wahrheit entspreche. Bereits 1946 wurde in eine Baracke des Speziallagers ein Theater mit über 200 Plätzen eingebaut, erzählt Müller. Bevor im Jahr 1947 mit der »Der Doge von Venedig« die erste Aufführung über die Bühne ging, wurden Mitglieder des Ensembles nach Hause gefahren, um sich dafür Kostüme und Instrumente zu holen. Auch an ein Fußballspiel auf d...


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