Die Spur des Gelehrten

Ausstellung »Kunst um Humboldt. Reisestudien aus Mittel- und Südamerika«

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.
J. M. Rugendas »Straße in Jalapa«
J. M. Rugendas »Straße in Jalapa«

Alle drei hatten sie durch ihren engen Kontakt zu Alexander von Humboldt Bezug auch zu Berlin, zwei von ihnen, Hildebrandt und Bellermann, starben in dieser Stadt. Am Kupfergraben gegenüber dem Pergamon-Museum erinnert an seinem Wohnhaus eine Tafel an den gebürtigen Danziger und Maler-Autodidakten Eduard Hildebrandt, den Humboldt einen »geistreichen anmutigen Darsteller alles Naturlebens« nannte. Zusammen mit Johann Moritz Rugendas aus einer Augsburger Künstlerfamilie und dem in Berlin bei Carl Blechen ausgebildeten Erfurter Ferdinand Bellermann gehört Hildebrandt zu den wichtigsten Reisemalern im 19. Jahrhundert.

Die meisten Skizzen und Naturstudien, die jene Künstler auf ihren separaten Expeditionen schufen, erwarb durch Humboldts Vermittlung Friedrich Wilhelm IV. für das Kupferstichkabinett und legte damit den Grundstock zu einer einzigartigen, später nicht immer hinreichend wertgeschätzten Spezialsammlung von Naturbildern hauptsächlich der Tropen. Erst 1992 gelangte sie nach wechselvoller Historie und mit einigen Verlusten in die Obhut des Berliner Kupferstichkabinetts zurück und wird nun erstmals unter einem Dach gezeigt.

»Kunst um Humboldt. Reisestudien aus Mittel- und Südamerika« verfolgt mehrere Anliegen. Sie ehrt den 150. Todestag jenes Universalgenies, das die Reisen angeregt hatte und auf dessen Spuren sie teils stattfanden. Gleichsam möchte sie die Bilder vom Ruch des künstlerisch wenig Bedeutsamen, nur der Naturwissenschaft Zugehörigen befreien. In Südamerika sind sie populärer als in Europa, dort freilich auch aus nationalem und ethnologischem Interesse. Die rund 150 ausgestellten Exponate weisen in ihrer delikaten Ausführung und der eigenen Stimmung weit über einen dokumentarischen Wert hinaus.

Drei Jahre bereiste Rugendas Mexiko, brachte von dort höchst qualitätvolle Ölskizzen mit. Fischer am Rio Grande hielt er darauf fest, einen betenden Mönch mit nächtlichem Blick durchs Fenster, in breitem, flächigem Strich das Ufer eines Sees, die Sicht vom Hochtal auf Berge, wie sie dem Pinsel der Romantiker entflossen sein könnte. Üppige Vegetation wuchert, schroff ragt ein kahles Gebirge auf, der Pulverdampf einer Schlacht verdeckt Fliehende. Das christliche Kloster ist ebenso der Darstellung wert wie eine vorspanische Pyramide mit indianischer Skulptur, der Zugang zu Silberschächten, eine Bananenstaude, der Ausblick vom Kraterrand nach der Erstbesteigung. Stolz stellt Rugendas einen »Mulatten« dar, porträtiert Indianer oder ein junges Paar unter einem Baum.

Filigran und mit gleichem Elan zeichnet Hildebrandt in Blei und Aquarell Brasilien. Zu Füßen einer spanischen Barockkirche in Rio lagern Indios, fremd in pittoresker Kulisse. Ländlich noch schaut Rio auf den vielen Darstellungen aus. Marktszenen fangen ebenso Kolorit ein wie eine weiße Zuckerrohrplantage, Boote auf offener See, Gebirgslandschaften, Studien von Afrobrasilianern ohne jedes rassische Gepränge.

Hildebrandts Kollege Rugendas hatte in einen von Humboldt geförderten, prächtigen Folioband immerhin auch einen Sklavenmarkt aufgenommen. Apostrophierte man Hildebrandt in Anspielung auf Humboldts epochales Werk zum »Maler des Kosmos«, nannte man Bellermann den »Urwaldmaler«. Mit bisweilen ebenfalls romantischem Gestus zeichnet und malt er Höhleneingänge, von Schlinggewächsen umfangene Urwaldriesen, gewaltige Farne, tropisch verwurzelte Baumgruppen und düstere Waldpartien, wie er sie drei Jahre in Venezuela erlebte und sie in seinen Skizzenbüchern entwarf. Einer der Höhepunkte seiner Reise war der Besuch einer Höhle, die schon Humboldt erforscht hatte.

Bis 11. April, Kupferstichkabinett, Matthäikirchplatz, Tiergarten, Telefon 266 42 42 01, Infos unter www.smb.museum/kk

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