Luckenwalder Traum droht zu platzen
Ringen: Der deutsche Vizemeister scheitert im Viertelfinal-Hinkampf gegen Aalen mit 14:22
Bei den Ringern des 1. Luckenwalder SC ist gleich zu Jahresbeginn starke Ernüchterung eingezogen. Zwar hatte der deutsche Vizemeister der letzten Saison für dieses Meisterschaftsjahr schon von vornherein seine Ziele gegenüber früheren Jahren, als nur der Titelgewinn und nichts anderes zählte, zurückgesteckt, aber das Halbfinale, womöglich sogar das Finale im Kampf um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft sollte schon herausspringen. Schließlich hatte man sich mit keinem Geringeren als dem Olympiazweiten in Peking 2008, Mirko Englich, verstärkt.
Aber genau diese Personalie erweist sich als Knackpunkt auf dem Weg ins begehrte Halbfinale. Denn der 31-jährige gebürtige Wittener zog sich in der Vorrunde der Bundesliga-Staffel Ost im Duell beim SV Hallbergmoos einen Bandscheibenvorfall zu und ist seitdem außer Gefecht gesetzt.
»Ein solcher Verlust wiegt gerade jetzt in der entscheidenden Meisterschaftsphase doppelt schwer«, sagt Luckenwaldes Trainer Andreas Zabel. »Hinzu kommt, dass wir uns schon seit längerer Zeit mit Verletzungsproblemen herumplagen und die beiden 120-kg-Ringer Nick Matuchin im Klassischen Stil und der Schwede Jalmar Sjöberg im Freistil fehlen. Das alles schmälert unsere Aussichten in den Play-off-Kämpfen.«
Tatsächlich waren die Luckenwalder, die nach der Bundesliga-Vorrunde überraschend den ersten Platz in der Ost-Staffel belegt hatten – weil Spitzenreiter SC Anger im letzten Kampf bei Wacker Burghausen eine 14:24-Niederlage erlitt und damit auf Rang zwei abrutschte – ohne ihren Starringer Mirko Englich im Viertelfinal-Hinkampf beim KSV Aalen 05 so gut wie chancenlos. Da für Englich im 120-kg-Limit kein Ersatz zur Verfügung stand, blieb dieses Limit unbesetzt, so dass schon mal vier Punkte kampflos an Aalen abgegeben wurden. Ziemlich unerwartet zog gegen den Vorrundendritten der West-Staffel auch noch ein weiterer Luckenwalder Sieggarant, der 28-jährige Rumäne Eusebiu Diaconu, in der 66-kg-Klasse des klassischen Stils den Kürzeren.
Unterm Strich gab es in den zehn Kämpfen nur vier Luckenwalder Siege – zu wenig, um die 14:22-Niederlage zu verhindern. Aalen wiederum bestätigte den Ruf als »Angstgegner« der Luckenwalder, die in bisher 16 Direktduellen seit 1996 lediglich viermal als Sieger von der Matte gegangen waren.
Ist mit dieser Pleite der Luckenwalder Traum vom Halbfinale schon ausgeträumt? Beim Verlierer macht man eine simple Rechnung auf, die verdeutlichen soll, dass man für den Rückkampf am nächsten Sonnabend in der heimischen Fläminghalle (Beginn 19.30 Uhr) nicht völlig chancenlos ist: Mit Englich und einem zu vermutenden 3:1-Punktsieg in Aalen hätte es am Ende nur 17:19 gestanden.
Aber mit Hätte, Wenn und Aber ist das Weiterkommen nicht zu realisieren. »Natürlich wird der Rückkampf selbst vor eigener Kulisse sehr, sehr schwer, um den 8-Punkte-Rückstand wettzumachen, aber ganz so aussichtslos ist unsere Lage doch nicht«, bestätigt Luckenwaldes Vizemanager Bernd Fassbender und kündigt an: »Wir werden auf jeden Fall alle zehn Klassen besetzen.«
Dabei wird ein wenig auf die Rückkehr von Mirko Englich spekuliert. »Ob wir ihn einsetzen können, muss der Arzt entscheiden«, sagt Fassbender, der realistischerweise darauf verweist: »Wir müssen schon bedenken, ob sich das Risiko seines Einsatzes wirklich lohnt. Eine 8-Punkte-Differenz ist viel – auch mit Mirko. Denn niemand will seine Gesundheit weiter gefährden.« Sollte die »Option Englich« scheitern, »so müssen wir improvisieren und einen wesentlich leichteren Mann in der schwersten Gewichtsklasse aufbieten, wenngleich dessen Siegchancen gering sein dürften«, schränkt Fassbender die Hoffnungen ein.
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