Star Trek, Marx und Zeitreisen
Alan Shapiro – Stargast der nächsten Transmediale – über neue Computer, '68 und Anarchie
Als Softwarespezialist möchte Alan Shapiro die digitale Welt auf neue Füße stellen, als Philosoph will er neues Denken in die Welt einführen. Und als »anarchistischer Marx-Leser« (Selbstbeschreibung) lenkt er nicht nur dessen Kapitalismuskritik in eine neue Richtung, sondern glaubt auch, Entfremdung und Ausbeutung auf den Müllhaufen der Geschichte verbannen zu können. Shapiro, der einst am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) arbeitete, ist seit 20 Jahren vor allem in Deutschland als Softwareentwickler und Medienwissenschaftler tätig. Im Februar ist er Aushängeschild des Berliner Medienkunstfestivals Transmediale.
ND: Sie wollen eine ganz neue Art von Computer entwickeln und eine neue Computerwissenschaft gründen. Was soll man sich darunter vorstellen?
Jetzige Computer beruhen auf dem wissenschaftlichen Standard des 17. Jahrhunderts. Sie gehen auf die mechanistische Philosophie von René Descartes zurück. Ihr Ziel besteht darin, Komplexität zu reduzieren. Ein Problem wird auf kleine, handhabbare Einheiten heruntergebrochen. Das funktioniert für eine Art von maschinen-hafter Software. Es besteht keine holistische Beziehung zwischen den Einzelteilen und dem Ganzen. Die Teile und das Ganze verhalten sich zueinander wie die Teile eines Autos. In der Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts wird hingegen viel Wert auf eine ganzheitliche Perspektive gelegt. Ich denke da vor allem an die französische Schule mit Deleuze, Baudrillard und Foucault. Ein ganzheitlicher Ansatz zeichnet auch die neue Medizin und die neue Biologie aus.
Was bedeutet das, übertra...
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