Der kleine Prinz

Weltumspannend

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.

Kein Wunder, dass alle Theaterkünste ihre Finger nach diesem Stoff ausstrecken: Antoine Saint-Exupérys Erzählung »Der kleine Prinz« gehört zum Poetischsten aus Menschenhand. Dass sie 1944 entstand, kurz vor dem Absturz des Autoren und Jagdfliegers irgendwo in Afrika, macht sie zum Vermächtnis an die Welt. Weltumspannend weise sind die Erkenntnisse jenes kleinen Prinzen über die Erwachsenen, lauter unerklärliche Wesen, auf der Reise durchs Universum.

Dabei liegen die Dinge so einfach, zumindest in der Sicht des Prinzen, der daheim, auf seinem winzigen Planeten, nur über eine Rose und drei Vulkane herrscht. Voller Neugier begibt er sich auf Erkundungsflug, plumpst in eine Sandwüste, ein Halbrund mit Hügeln und Höhlen. So hat sich Regisseur Lorenz Christian Köhler im Admiralspalast die Exposition für seine Geschichte erdacht. Textlich bleibt sie der Vorlage treu, findet für die Exkursionen des Prinzen von Planet zu Planet eine geeignete Lösung in der Mischung von Live-Spiel und Video, Mensch und Marionette. Zwei Musiker am Szenenrand sorgen auf verschiedensten Instrumenten für eine orientalische Klangwelt zur fantasievollen Begleitung.

Eben noch auf seinem Planeten mit dem Gießen und Behüten seiner Rose beschäftigt, springt der Kleine voller Neugier ins All und landet in der irdischen Wüste Afrikas. Dort ist auch ein Pilot mit seiner Maschine vom Himmel gekracht. Man kann bei den Menschen recht einsam sein, klärt die Schlange den Prinzen auf. Im Piloten findet er einen Gefährten, der ihm ein Schaf zeichnet und es im Essnapf reisefertig verstaut.

Der Säufer trinkt – aus Scham, ein Säufer zu sein.

Viel weiß der Kleine von seinen Fahrten zu erzählen, und das blenden Filmsequenzen ein. Ein König auf ähnlich kleinem Planeten etwa herrscht über alles, aber eigentlich nur über eine Ratte. Sein Justizminister mag der Prinz nicht werden, obwohl es sicher das Schwerste wäre, über sich selbst zu richten. In einem Saturnring thront der Eitle, will bewundert werden. Auch mit dem Rechner, der, ganz ernsthafter Mann, die Sterne zählt, um sie zu besitzen, muss der Kleine Nachsicht haben und mehr noch mit dem Säufer, der trinkt, weil er sich schämt, ein Säufer zu sein. Der Geograf bewegt sich nicht vom Platz und wartet auf einen Forscher, der ihm neue Nachrichten bringt. Was der Prinz aber von seiner Rose zu erzählen weiß, interessiert ihn nicht, denn Blumen sind vergänglich.

Es sind die Tiere, bei denen der Kleine die großen Weisheiten lernt. Zähme mich, fleht ihn der Fuchs an, denn dann machst du mich dir zum Vertrauten und übernimmst Verantwortung. Der Prinz erkennt, dass seine Rose dadurch einzigartig ist, dass er sich um sie sorgt. Und den dürstenden Piloten lehrt er, nach einem Brunnen zu graben, und der sprudelt dann wirklich. Doch als der Prinz heim muss zur Rose, lässt er seine Hülle zurück: Nach dem Biss der Schlange ist es nur die Seele, die zurückfliegt und den Piloten fortan als lachender Stern an die gemeinsame Zeit mahnen wird.

Zwei amüsant gierige Geier, eine Ratte und der Fuchs wieseln durch den Sand, auf dem Nanda Ben Chaabane als weiblicher Prinz im Look der Exupéryschen Zeichnungen die zentrale Gestalt ist – assistiert durch Lorenz Köhler als Pilot. Die Filmhochschule »Konrad Wolf« und Puppenspieler der Schauspielhochschule »Ernst Busch« haben sich zu dieser leisen, zauberhaften Inszenierung von 100 Minuten Dauer zusammengetan.

Bis 10.1., Admiralspalast

www.admiralspalast.de

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