22 Millionen Euro fließen in Bäder

Das Sanierungsprogramm wird 2010 fortgesetzt – einige Schwimmhallen bleiben geschlossen

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 4 Min.
Die Schwimmhalle auf der Fischerinsel eröffnete 2009 – nach einem Jahr Renovierungspause.
Die Schwimmhalle auf der Fischerinsel eröffnete 2009 – nach einem Jahr Renovierungspause.

Während in Neukölln und in Mitte nach langen Sanierungsarbeiten wieder geschwommen werden darf, bleiben Badegäste in Schöneberg oder in Spandau vorerst auf dem Trockenen sitzen. Die Sanierung der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) geht auch 2010 weiter: Bis zu 22 Millionen Euro stehen alleine in diesem Jahr zur Verfügung. »Noch nie konnten wir auf so viel Geld für die Sanierung der Bäder zurückgreifen wie in diesem Jahr«, sagte Matthias Oloew, Sprecher der BBB. Insgesamt wird 2010 an neun Bädern gebaut.

Die Summe kommt vor allem vier neuen Großprojekten zugute: der Schwimmhalle Finckensteinallee in Lichterfelde, den Kombibädern Gropiusstadt und Spandau-Süd sowie der Schwimmhalle in Buch, die alle renoviert werden. Der größte Teil der Finanzierung kommt mit zehn Millionen Euro aus dem Bädersanierungsprogramm des Senats.

Wer sich nun auf tolle neue Becken freut oder gar an Spaßrutschen denkt, wird wohl eher enttäuscht werden. In erster Linie geht es bei den Bauarbeiten nicht um eine optische Verschönerung, sondern um die energetische Sanierung sowie um Sicherheit. »Die Kombibäder Spandau-Süd und Gropiusstadt bekommen eine komplett neue Fassade und Dämmung. Auf die Dächer sollen Solaranlagen montiert werden und die Wasserkreisläufe von Hallen- und Sommerbad werden getrennt«, erklärte Michael Thoma, Energiebeauftragter der BBB. Die Schwimmhalle Buch soll sogar Musterobjekt für eine beispielhafte energetische Sanierung werden.

Ziel der seit 2008 begonnenen Arbeiten ist, die 37 Berliner Hallenbäder auch künftig zu erhalten. »Seit Jahren wurden die Bäder unterfinanziert. Das hat zu einem regelrechten Instandhaltungsstau geführt. Das darf sich nicht mehr wiederholen«, so Oloew. Den Anfang macht die Schwimmhalle an der Finkensteinallee in Lichterfelde – das größte Bauvorhaben in diesem Jahr. Die seit 2006 geschlossene Halle wird von Grund auf erneuert und wird voraussichtlich Ende 2011 oder Anfang 2012 wieder in Betrieb genommen werden. Im Frühsommer geht es in Buch und in Kaulsdorf los. Nach der Sommersaison werden dann die Kombibäder in Spandau und Gropiusstadt in Angriff genommen. Auch Bauarbeiten an den Schwimmhallen im Allendeviertel in Köpenick, am Hüttenweg in Zehlendorf und am Stadtbad Schöneberg gehen 2010 ebenfalls weiter. Einen genauen Baufahrplan gebe es jedoch nicht: »Zunächst müssen wir die genauen Schäden ermitteln. Einige Mängel zeigen sich außerdem erst, wenn die Wände an den Gebäuden aufgemeißelt oder die Dachverkleidung abgenommen ist«, weiß Stefan Möhring, Architekt bei der BBB-Infrastruktur.

Gäste der Schwimmhalle in Mitte haben hingegen keine weiteren Einschränkungen zu befürchten. Die Halle wurde bereits saniert. Jetzt sollen die rund 350 denkmalgeschützten Fenster im Nebengebäude ersetzt oder nachgerüstet werden, damit sie dicht sind. Preiserhöhungen sind indes nicht geplant, da durch die Optimierung des Energieverbrauchs gespart werden könne. »Wir werden den Energieverbrauch bei den Objekten um rund 15 Prozent senken, um auch die Betriebskosten zu reduzieren«, sagte Energiebeauftragter Thoma.

Überlegungen, die Eintrittspreise ab frühestens 2011 zu verändern, gibt es jedoch bereits. »Die meisten Bäder nehmen momentan vier Euro Eintritt. Der Gast kann dann so lange bleiben, wie er möchte. Für Besucher, die nur eine Stunde bleiben wollen, ist daher ein Kurzzeittarif denkbar«, erklärte BBB-Sprecher Matthias Oloew. Da die Bäder morgens und abends am besten besucht sind, gebe es auch die Überlegung, mittags einen besseren Tarif anzubieten, hieß es. Im Stadtbad Neukölln werden solche Neuerungen derzeit getestet. Wie sie letztendlich aussehen werden und wann genau damit zu rechnen ist, bleibt unklar. Wichtig sei erst einmal, alle Hallenbäder auf den neusten Stand zu bringen.

  • Das Bädersanierungsprogramm des Senats ist auf insgesamt fünf Jahre gestreckt und 50 Millionen Euro schwer.
  • 22 Millionen Euro stehen 2010 für Renovierungen bereit. Davon kommen 10 Millionen Euro vom Senat, 4,5 Millionen Euro aus den Förderprogrammen Investitionspakt und Umweltentlastungsprogramm. 2 Millionen Euro fließen aus dem Konjunkturpaket II. Und 5 Millionen Euro vom Abgeordnetenhaus.
  • Betroffene Schwimmbäder sind: Spandau-Süd, Gropiusstadt, Buch, Finckensteinallee, Kaulsdorf, Seestraße, Paracelsusbad, Stadtbad Mitte und die Schwimm- und Sprunghalle am Europasportpark (SSE). ND
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