Die Lausitz zeigt ihre Schokoladenseite

220 märkische Aussteller bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

75 Jahre ist die Grüne Woche alt, und mit dem Hinweis darauf verriet Agrarministerin Jutta Lieske (SPD) gestern indirekt, dass die Messe eine Erfindung aus der Nazizeit gewesen ist und als ein Schauplatz ihres Blut-und-Boden-Kultus ins Leben trat.

Über die Grüne Woche sagt Landesbauernpräsident Udo Folgart: »Wenn es sie nicht geben würde, müsste man sie erfinden.« Er zielt damit natürlich nicht auf den Nazikult ab, sondern er meint das Forum, auf dem die brandenburgische Landwirtschaft ihre Leistungsfähigkeit zeigen kann. Das tut sie jetzt seit 18 Jahren in Folge und mit massiver Unterstützung der Landesregierung.

Lieske warb für den Besuch der Brandenburg-Halle 21a, obwohl sie das eigentlich nicht müsste. Denn »diese traditionsreiche Halle genießt eine hohe Reputation«, unterstrich sie. Das Bundesland ist weiterhin auf der Länderschau und auch in der Tierhalle sowie in der Forsthalle mit Ausstellern vertreten. Insgesamt sind es 220 Betriebe, die diese Messe für einen Auftritt nutzen. Sie selbst zahlen zusammen 190 000 Euro Standgebühren, das Land legt allein für die Miete der Brandenburg-Halle 520 000 Euro hin. Insgesamt fließen 675 000 Euro Landesmittel in die Schau. »Gut angelegtes Geld«, findet die Ministerin. Es habe einen Wechsel bei den Ausstellern gegeben, doch sei das auch sonst der Fall gewesen und habe mit der gegenwärtigen Krise nicht unbedingt etwas zu tun.

Bauernpräsident Folgart sagte, der märkische Agrarbereich benötige die Grüne Woche als Plattform auch in einer Krisenzeit, »aus der wir nicht heraus sind«. Die Senkung der Agrarsprit-Steuern von 45 auf 25 Cent im vergangenen Jahr sei eine wichtige Entlastung gewesen. Er wisse aber nicht, wie viele Unternehmen mit dem Gedanken spielen, in die Insolvenz zu gehen, setzte er hinzu.

Neben dem Anbieten klassischer Lebens- und Genussmittel sollen Fragen der gesunden Ernährung, des Umweltschutzes und auch der Heimtiere aufgeworfen und beantwortet werden. Am 18. Januar wird der »Brandenburg-Tag« auf der Messe begangen. Zur Vielfalt des Tages soll auch gehören, dass die Lausitz ihre »Schokoladenseite« zeigt. Es wird demonstriert, wie aus belgischer Rohmasse feine brandenburgische Schokolade entsteht. Die Landfrauen veranstalten ein »Schaubuttern«.

Die Internationale Grüne Woche findet vom 15. bis 24. Januar auf dem Messegelände am Berliner Funkturm statt. Sie ist die weltweit größte Verbrauchermesse für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.