Keiner will den Impfstoff mehr

Bundesländer dürfen die Bestellung für einen Teil der überflüssigen Schweinegrippe-Mittel stornieren

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Bundesländer müssen dem Pharmakonzern Glaxo-Smith-Kline weniger Schweinegrippe-Impfstoff abnehmen. Die Hintergründe der Entscheidung zu Massenimpfungen will der Europarat untersuchen

Berlin (Agenturen/ND). Die Schweinegrippewelle will bisher einfach nicht zum prophezeiten Tsunami werden, sondern plätschert über Deutschland hinweg. Die Lust der Bürger sich impfen zu lassen, hält sich in überschaubaren Grenzen und diejenigen, die sich doch piksen lassen, müssen dies nur einmal tun – bei der Bestellung des Impfstoffes war man noch von zwei nötigen Impfungen ausgegangen. Im Ergebnis sitzen die Bundesländer nun auf einer Bestellung für nicht benötigte Impfdosen und müssten dafür auch aufkommen, da die Krankenkassen nur die Kosten für tatsächlich durchgeführte Impfungen übernehmen müssen. Statt der georderten 50 Millionen Dosen Pandemrix wollen die Bundesländer deshalb dem Pharmaunternehmen Glaxo-Smith-Kline nur noch die Hälfte abnehmen.

Gestern verhandelten Vertreter der Länder und des Bundes mit dem Pharmaunternehmen, das Bereitschaft signalisierte, dass die Bundesländer deutlich weniger Schweinegrippe-Impfstoff abnehmen müssen als ursprünglich geordert. »Wir haben vom Pharmakonzern Signale der Kulanz erhalten, einen größeren Teil der überschüssigen Impfstofflieferungen zu stornieren«, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Niedersachsens Ressortchefin Mechthild Ross-Luttmann (CDU). Ross-Luttmann sprach von »harten – aber fairen – Verhandlungen«, die den Weg zu einem guten Kompromiss freigemacht hätten. Welche Mengen an Impfstoffen storniert werden, wurde zunächst nicht bekannt.

Zu Wochenbeginn hatte bereits Frankreich 50 Millionen seiner insgesamt 94 Millionen georderten Impfdosen abbestellt. Lediglich etwa fünf Millionen Franzosen ließen sich bisher impfen.

Die Kontroverse um die Massenimpfungen gegen Schweinegrippe erreicht nun auch den Europarat. Wie ein Sprecher am Donnerstag bestätigte, wollen Mitglieder der Parlamentarier-Versammlung Ende Januar Vertreter der Weltgesundheitsbehörde (WHO) und der Pharmaindustrie anhören. Der Unterausschuss Gesundheit hat außerdem eine Dringlichkeitsdebatte zu dem Thema beantragt.

Ziel sei es, eine Untersuchung zu den Hintergründen der von Deutschland und anderen Ländern beschlossenen Massenimpfungen zu erreichen, sagte der Vorsitzende des Unterausschusses, der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg. Wodarg bekräftigte seine Überzeugung, dass Pharmakonzerne gezielt Wissenschaftler und die WHO beeinflusst haben, damit diese vor einer Pandemie warnten. Dies habe dazu geführt, dass viele Staaten Unsummen für überflüssige und zudem potenziell gefährliche, weil ungenügend getestete Impfungen ausgaben. Den Pharmaunternehmen habe die angebliche Pandemie einen »Jackpot« beschert.

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