Sehnsucht nach Familie

Mit Zwei in die Kinderkrippe? Was im Westen nicht nur konservative Familienpolitiker verschreckt, ist im Osten selbstverständlich. Leipziger Wissenschaftler wissen auch warum.

  • Harald Lachmann
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Auch im 20. Jahr der deutschen Einheit gibt es noch große Unterschiede zwischen Ost und West. Bei keinem Thema lässt sich das so gut illustrieren wie beim Thema Kinderbetreuung. Während sich im Westen viele Eltern nach wie vor nicht vorstellen können, ihre Kinder schon vor dem dritten Geburtstag »fremdbetreuen« zu lassen, ist das im Osten eine Selbstverständlichkeit. Das haben auch Wissenschaftler in Leipzig in einer Langzeitstudie festgestellt.

Deutschlands Kommunen schlagen Alarm. Einen Platz in Kindergarten oder Krippe, auf den ab 2013 alle Zwerge bis drei Jahre einen Rechtsanspruch haben, halten sie für utopisch. Da dies nun auch jene Eltern auf den Plan rief, die vorher noch unschlüssig waren, werden nun statt prognostizierter 750 000 Plätze bundesweit 1,3 Millionen Plätze gebraucht. »Dafür ist kein Geld da. Auch die 150 000 zusätzlichen Erzieher haben wir nicht«, gab sich Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, zu Wochenbeginn spröde. Zumindest drängt er auf Nachbesserungen durch Bund und Länder. Andernfalls rolle eine Klageflut von verprellten Eltern an.

In der Tat fehlen in deutschen Kinderkrippen 350 000 Plätze – das Gros im Westen. Hier entstehen zwar jährlich um die 40 000 Kita-Plätze neu, doch um das ehrgeizige Ziel von Ursula von der Leyen zu erreichen, wären 70 000 pro Jahr nötig. Und so zieht mancher im konservativen ...


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