Daume und kein Ende

Der 1996 verstorbene Willi Daume galt zeitlebens als Säulenheiliger des deutschen Nachkriegssports. Als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, als langjähriger Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und nicht zuletzt als der Kopf der Olympischen Sommerspiele 1972 in München war er einer der einflussreichsten deutschen Sportfunktionäre.

Es war nicht unbekannt, dass Daume, der erst vor sechs Wochen vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als »behutsamer Lotse und Visionär« gelobpreist wurde, Mitglied der NSDAP war, was der DOSB immer wieder bestritt. Nun wurde eine weitere Facette aus dem Leben Daumes öffentlich: Er soll während des Zweiten Weltkieges seit 1943 als Informant für den Sicherheitsdienst (SD), dem gefürchteten Geheimdienst der SS, gearbeitet haben. Das soll er Anfang der 90er Jahre Mitarbeitern der Universität Honnover gegenüber selbst eingeräumt haben. Nunmehr ging laut »Spiegel« der Historiker Jan C. Rode mit einer im Göttinger Werkstatt-Verlag publizierten Dissertation damit an die Öffentlichkeit.

Daumes Vergangenheit hatte zuletzt 2008 eine Debatte provoziert, als es um seine Nominierung für die »Ruhmeshalle des deutschen Sports« ging. Nun bleibt abzuwarten, ob der »Fall Daume« ein zweiter »Fall Carl Diem« wird, dessen Vergangenheit seit Jahrzehnten heftig umstritten ist.

Einmal mehr wird offenbar, dass sich der deutsche Sport noch immer schwer tut bei der Aufarbeitung seiner Vergangenheit – auch 65 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches.

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