Weibermachtstafeln für das gute Regiment
Eine Doppelausstellung öffnet den Blick für die Renaissance in Berlin
Versonnen rekelt sich die wohlgestalte Quellnymphe vor einem Renaissancebrunnen. Die noble Blässe des Aktes wird effektvoll betont durch den schwarzen ornamentierten Mantel, auf dem sie lagert. Lüsterne Blicke soll die lateinische Inschrift an der oberen Brunnenschale abschmettern: »Ich, die Nymphe der heiligen Quelle, ruhe, störe nicht meinen Schlaf (oder Traum)«. Der zutiefst melancholische Blick der Schönen unterstreicht die knisternde Spannung zwischen Provokation und gleichzeitiger Zurückweisung des Voyeurs.
Die gleiche Ambivalenz kennzeichnen auch die vier großformatigen Exemplum-Bilder, die Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) für den Kurfürsten Joachim II. um 1545 geschaffen hat und die dem Vorbild seiner Torgauer »Weibermachtstafeln« folgen. Das »Urteil des Paris« avancierte bei deutschen Humanisten um 1500 zum Lieblingsthema, wurde doch die Wahl zwischen Macht (repräsentiert durch Hera), Weisheit (Athene) und Liebe (Aphrodite) als...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.