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Verspätung auch bei Entschädigung

S-Bahn will sich bei Fahrgästen auch finanziell entschuldigen, aber wie und wann ist noch unklar

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Mann, den die Abgeordneten am dringendsten zu sprechen wünschten, erschien auch gestern nicht im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses: Bahnchef Rüdiger Grube war nicht rechtzeitig von einer Dienstreise zurück. Auch an einem Pressetermin mit Fernsehköchen nahm er nicht wie ursprünglich angekündigt teil. So konnte der Ausschuss wieder nicht den »Koch«, wie SPD-Verkehrsexperte Christian Gaebler (SPD) süffisant anmerkte, befragen, sondern musste mit dem »Kellner« in Gestalt des Bahn-Vorstands für Personenverkehr, Ulrich Homburg, vorliebnehmen, den manche Abgeordnete aber eher als Teil des Problems ansehen.

Der versprach den geplagten S-Bahnfahrgästen weitere Entschädigungen, allerdings nicht sofort, wie es die Abgeordneten forderten. »Wir müssen erst einmal Dauer und den Umfang der Einschränkungen abschätzen. Dann werden wir einen Vorschlag machen«, so Homburg. Die Grünen forderten eine zehnprozentige Reduzierung der Fahrpreise für alle, eine Reduzierung nur für Stammkunden reiche nicht. Indem die S-Bahn derzeit ein Viertel weniger Leistung bringe und so »Erschleichung von Fahrgeld« betreibe, sei eine generelle Senkung der Fahrpreise gerechtfertigt, so die verkehrspolitische Sprecherin Claudia Hämmerling.

Davon hält die Bahn offenbar gar nichts und denkt wohl eher an eine einmalige Aktion wie im Dezember, als Stammkunden einen Monat gratis fuhren und Einzelfahrscheine an Wochenenden als Tageskarten galten. Eine generelle Absenkung der Preise, auch wenn sie natürlich die Bahn bezahlen müsste, hält auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) für kaum realisierbar. An die würden sich die Reisenden vielleicht gewöhnen, und wenn sie dann wieder steigen müssten, »würden wir Fahrgäste verlieren«, so VBB-Chef Hans-Werner Franz.

Franz kritisierte, dass der Bahnkonzern immer noch nicht sagen kann, wann die S-Bahn zu einem verlässlichen Fahrplan zurückkehren werde. Gestern Morgen konnte sie lediglich 302 aus zwei Wagen bestehende Viertelzüge einsetzen, benötigt werden für einen Normalbetrieb laut Franz mindestens 555 Viertelzüge. Auch im März würden noch keine 400 Züge zur Verfügung stehen. Homburg kündigte für Ende des Monats einen Zeitplan für das »Hochfahren« des Verkehrs an. Dann seien alle kritischen Radscheiben untersucht und man könne einschätzen, wie sich die Öffnung zusätzlicher Werkstattkapazitäten auswirkt. Seit gestern arbeitet die wegen des Spardrucks 2006 geschlossene Werkstatt in Friedrichsfelde wieder, auch die in Erkner wurde reaktiviert. Hier werden die gefrorenen Räder vor der Überprüfung sechs Stunden lang aufgetaut, ein »Irrsinnsaufwand«, so Homburg.

Und der kostet. Durch die Krise mache das Unternehmen täglich einen Verlust von einer Viertel Million Euro, sagte der Bahnvorstand. Er versicherte jedoch, dass die S-Bahn vom Mutterkonzern nun jede Unterstützung erhalte. 300 Beschäftigte seien zusätzlich in den Werkstätten im Einsatz. Auf die Fragen der Abgeordneten nach den personellen Konsequenzen für das Desaster kündigte Homburg für Ende Februar einen Bericht darüber an, wer für das Desaster verantwortlich sei. Auch die Rolle des Aufsichtsrates werde untersucht. Es werde dann umgehend personelle und organisatorische Konsequenzen geben. »Nach allem, was wir bisher wissen, liegt die Ursache der Krise eindeutig in Management-Fehlern«, so Homburg.

Betriebsratschef Heiner Wegner sieht das Unternehmen jetzt auf richtigem Kurs, wenn auch mit mindestens zwölfmonatiger Verspätung. »Ich bin optimistisch, dass wir Ende des Jahres wieder einen vernünftigen und stabilen Fahrplan gewährleisten können.«

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