Politik der Moral
Antideutschtum und Antisexismus
Zwei Themen lassen seit den 90er Jahren die Wogen in der Bewegungslinken hoch schlagen. Eine historische Rückschau verweist auf Gemeinsamkeiten.
Jede Kritik an Israel sei antisemitisch motiviert. Jede Penetration sei Vergewaltigung. Manche Positionen in der Linken sind so autoritär gesetzt, dass sie jede gemeinsame Erörterung verbauen. Sie finden sich vor allem im Thema »Antideutschtum«, das sich bedingungsloser Solidarität mit Israel und einer Suchzielfahndung nach linken Antisemiten verschrieben hat und im Feld des »Antisexismus«, der mit gleicher Vehemenz die eigenen Reihen von allerhand verkehrten Verhalten rein halten will. Identische Mechanismen sind hier am Werk: Moral ersetzt Politik, Verdächtigung die Diskussion, diskursive und dann auch praktische Ausschlüsse die Zumutung der Auseinandersetzung. Am Ende des Prozesses steht das, was schon zu Beginn klar war: ein sauberer Sieger und ein schmutziger Verlierer. Der eine ist der linke Antisemit wahlweise Sexist, ein verabscheuungswürdiges Unwesen, der andere der Hüter über Moral, Anstand und richtige Gesinnung. Autoritäre ...
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