Bahn in der Pflicht

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Deutsche Reichsbahn verdiente prächtig an der Deportation von Juden, Kriegsgefangenen, politisch Verfolgten und Zwangsarbeitern. Nach vorsichtigen Schätzungen erwirtschafte die Bahn dabei umgerechnet etwa 445 Millionen Euro. Schon damals war die Reichsbahn, was ihr Rechtsnachfolger – die Deutsche Bahn – heute gerne wäre: ein europaweit agierendes Unternehmen. Die Todeszüge der Reichsbahn und der ihr einverleibten Tochterunternehmen waren auf dem gesamten Kontinent unterwegs. So ist es nicht verwunderlich, wenn nun auch die polnischen Opfer des Logistikunternehmens auf Wiedergutmachung drängen. Schließlich engagiert sich die Bahn in Polen und streicht Gewinne ein.

Üblicherweise reagiert der Konzern stets beschämt, wenn es um seine düstere Geschichte geht. Doch anstatt jedwede Verantwortung abzustreiten oder kleinzureden, sollte die Bahn ihre Vergangenheit glaubwürdig aufarbeiten. Ein Bruch mit dieser Vergangenheit gelingt nur, wenn die Opfer hinreichend entschädigt werden. Deshalb sollte die Bahn nun schnell und unkompliziert Kompensation leisten. Schließlich haben die Deportierten beinahe 70 Jahre vergeblich auf eine solche Geste gewartet. Und wie groß wäre der Imageschaden, wenn man deutsche Bahnreisende bei Verspätungen entschädigt, jene unfreiwilligen Passagiere aber nicht.

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