Wessen Anwalt ist Anwalt Popal?
Ein Geschäft: Entschädigungen für deutsche Bombenopfer in Afghanistan
Rechtsanwalt Karim Popal aus Bremen ist am Wochenende mit dem im Verteidigungsministerium für Haftungsfragen zuständigen Regierungsdirektor Christian Raap nach Afghanistan geflogen. Zu Wochenbeginn sollte im Bundeswehr-Feldlager noch über Details geredet werden.
Details? Die Fakten sind weitgehend klar. Bei dem von einem deutschen Offizier befohlenen Angriff auf zwei Tankwagen waren Anfang September über 140 Menschen getötet worden. Darunter viele Zivilisten. Würde man nach der Logik der NATO urteilen, so hätten die auf deutschen Befehl ausgeklinkten US-Bomben ausschließlich Zivilisten getroffen, da die aufsässigen Taliban keinen Kombattantenstatus beanspruchen dürften.
Doch derartige völkerrechtliche Erörterungen stehen nicht zur Debatte. Popal fordert Geld. Für wen? Von den 179 Opfern seien 137 getötete Zivilisten. Die Angehörigen der meisten hätten ihm ein Mandat gegeben. Was so nicht stimmt, verrieten Insider dem ARD-Magazin »Report« aus Mainz. Und das Magazin fand Beweise für diese Anschuldigungen, die dem Anwalt an die Ehre gehen müssten. Der zudem bei möglichen Mandanten mit seltsamen Argumentationen aufgetreten ist, die dazu führten, dass zumindest sechs Dorfälteste nichts mehr zu tun haben wollen mit Popal.
Das ARD-Magazin befragte eine Regionalabgeordnete, die frei zugab, für Popal Mandate auf Provision besorgt zu haben. Ob da noch andere ihre Hand im ertragreichen Anwaltsspiel hatten, ist offen. So wie unklar ist, ob den Dorfältesten nicht von anderer Seite mehr geboten wurde. Ursprünglich waren neben Popal drei weitere Anwälte aus Deutschland im Team. Über die Gründe der Trennung kursieren seltsame Versionen.
Wie auch immer. Popal scheint nicht nur an sich zu denken. Doch er hat angeblich – neben seinem Salär – auch noch drei andere Forderungen. Erstens: Bau eines Waisenhauses samt Kindergarten und Schule für die Kinder, die durch das vom Bundeswehr-Oberst Klein angeforderte Bombardement ihre Eltern verloren. Popal geht von 163 Waisen aus.
Zweitens: Kauf von Immobilien beziehungsweise Ackerland, um den Hinterbliebenen eine langfristige Sicherung ihrer Existenz zu ermöglichen. Drittens: Entwicklung einer Genossenschaft für die 91 Witwen, in der sie Arbeit finden und Milch verarbeitende Viehzucht betrieben werden soll.
Was immer auch dran ist an den Beschuldigungen – es gibt einen Bundestag-Untersuchungsausschuss des Parlaments, der unter diesen Umständen wohl nicht alles – wie geplant geheim – verhandeln kann.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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