Ohne Stars zur Titelverteidigung

Afrikameister Ägypten startet mit einem 3:1-Sieg gegen Nigeria in das Turnier in Angola

  • Sebastian Stiekel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Noch bevor das Spiel gegen Nigeria vorbei war, animierte Ägyptens Torwart Esam El Hadary die Zuschauer mit rudernden Armen zum Jubel. Eigentlich erlebt sein Land gerade eine enttäuschende Fußballsaison, es hat zum fünften Mal in Folge die WM-Qualifikation verpasst und ist bei der U 20-Weltmeisterschaft vor heimischem Publikum früh ausgeschieden. Aber fast immer, wenn der Afrika-Cup läuft, gibt es für die Ägypter etwas zu feiern. Sie sind Rekordsieger und gewannen zuletzt 2008 und 2006 den Titel. Diesmal starteten sie mit einem 3:1 (1:1) gegen Nigeria ins Turnier. »Wir geben eben niemals auf«, sagte Mohamed Zidan von Borussia Dortmund, nachdem sein Team einen 0:1-Rückstand noch in einen Sieg verwandelt hatte.

Die Ägypter sind ein Gegenentwurf zu ihren westafrikanischen Rivalen aus Ghana oder der Elfenbeinküste. Aus ihrem Team ragen keine Stars heraus. Bis auf Zidan, Hossam Ghaly (Al-Nasr/Saudi-Arabien) und Abdelzher El-Saka (Eskisehirspor/Türkei) stehen alle Nationalspieler in der Heimat unter Vertrag. Die ägyptische Liga ist die stärkste des Kontinents. Dort gibt es so viel zu verdienen, dass Stürmer Mido vor der Saison nach Stationen wie dem AS Rom oder Tottenham Hotspur zu Zamalek Kairo zurückkehrte. Dazu richtet sich der Spielplan der Liga nach dem Afrika-Cup. Die Ägypter können sich somit besser auf diese Meisterschaft vorbereiten als andere Länder, die ihre Spieler erst in Europa einsammeln müssen.

Auch auf die Trainerbank setzen die Ägypter gern einen Landsmann. Hassan Shehata gilt als Taktikfuchs und Vater der letzten beiden Afrika-Cup-Erfolge. Die meisten Spieler kennt er noch aus der Juniorenauswahl. »Ich sehe meine Spieler als meine Kinder an und lasse die Tür immer einen Spaltbreit offen«, sagt der 60-Jährige. »Ich gewähre ihnen die Freiheit, mit mir über bestimmte Entscheidungen zu diskutieren. Das schweißt uns zusammen.«

Über einen längeren Zeitraum als den Afrika Cup fallen diese Tugenden aber nicht mehr so stark ins Gewicht. In der sich über anderthalb Jahre hinziehenden WM-Qualifikation scheiterten die Ägypter am großen Rivalen Algerien. »Ägypten ist eine klassische Turniermannschaft«, sagt Afrikas ehemaliger »Fußballer des Jahres«, Patrick M'Boma (Kamerun). Da fühlen sie sich am wohlsten.

Die WM-Teilnehmer aus Algerien hingegen bangen schon nach dem ersten Spiel beim Afrika-Cup um die Viertelfinalteilnahme. Nach dem 0:3-Auftaktdebakel gegen Malawis No-Name-Auswahl steht die Mannschaft heute im zweiten Gruppenspiel gegen Mali stark unter Druck. Das Team von Trainer Rabah Saadana benötigt dringend einen Sieg, um seine Chance auf die Runde der letzten Acht nicht frühzeitig zu verspielen. »Wir haben eine richtige Klatsche gekriegt. Ich hoffe, das war ein Weckruf zur rechten Zeit und dass wir uns jetzt ein bisschen intelligenter anstellen«, sagte Anthar Yahia vom VfL Bochum, der die Algerier gegen Ägypten zur WM geschossen hatte und nach einer langen Zwangspause wegen einer Schambeinentzündung gegen Mali erstmals wieder wieder auflaufen könnte.

Gruppe C

Ägypten - Nigeria 3:1 (1:1)

Mosambik - Benin 2:2 (1:2)

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