Androgynes Idol, weißer Engel
Das Schwule Museum zeigt Ausstellung zu Rio Reiser
Er träume »von Amerika, Mexiko oder Irland«, liest man 1974 in seinem Tagebuch. »Und immer wieder von Roger«, folgt bekennend mit feiner Schrift sowie »Und ich hatte Angst«. Da war Rio Reiser 24. In diesem Monat wäre er 60 geworden. Das Schwule Museum ehrt ihn mit einer Kabinettausstellung, die auf engstem Raum rund ein halbes Hundert Exponate zeigt, konzentriert wie sein kurzes Leben.
Nach abgebrochener Ausbildung in einem Fotostudio lernte der 1950 in Berlin geborene Ingenieurssohn autodidaktisch Cello, Gitarre, Klavier und weitere Instrumente. Aus Ralph Möbius wurde Rio Reiser, inspiriert von Karl Philipp Moritz’ Romanfigur Anton Reiser. Auf eine »Beat-Oper« gemeinsam mit seinen Brüdern folgte 1970 die Gründung der legendären Band »Ton, Steine, Scherben«, deren Sänger und Haupttexter Reiser war, und die sich mit radikalen Songs etwa über Hausbesetzungen profilierte. Agitrock nannte man, was die »Polit-Combo« spielte und was in...
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