Mauer vor dem Fall
Bernauer Straße sucht ein Sanierungskonzept
(dpa). Die original erhaltene Berliner Mauer in der Bernauer Straße bröckelt. »Rein rechnerisch könnte die Mauer jede Sekunde zusammenfallen. Die Standfestigkeit der Sperrelemente ist nicht mehr gewährleistet«, sagte der Direktor der Mauer-Stiftung, Axel Klausmeier, am Mittwoch. Die frühere Grenz- sowie Hinterlandmauer aus Beton von jeweils 200 Metern Länge wurde mit Bauzäunen gesperrt. Zugleich gab Klausmeier bekannt, dass im April der erste Abschnitt der künftigen Mauer-Erinnerungslandschaft für Besucher eröffnet werden soll.
Ein Sanierungskonzept für die Mauer solle in diesem Jahr entwickelt werden. Dazu ist zunächst eine Experten-Konferenz Ende Februar geplant. Anliegen sei, den authentischen Charakter des Gedenkortes zu erhalten, so der Direktor. Es solle ein Verfahren entwickelt werden, mit dem auch andere Mauerreste konserviert werden könnten.
Das Kernstück der erweiterten Mauer-Gedenkstätte im Grenzstreifen in der Bernauer Straße soll bis zum 50. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August 2011 fertiggestellt sein. In die Neugestaltung werden auf einer Fläche von rund 4,5 Hektar laut Senat 28 Millionen Euro investiert.
Zur Mauer-Gedenkstätte gehören ein Dokumentationszentrum, die Kapelle der Versöhnung sowie das nationale Denkmal zur Erinnerung an die Teilung mit Teilen der DDR-Grenzanlagen. Im November 2009 war ein neues Besucherzentrum eröffnet worden.
Im ersten Teil der Erinnerungslandschaft soll zwischen Garten- und Brunnenstraße auf einer Fläche von rund einem Hektar mit einem Fenster des Gedenkens der Todesopfer des DDR-Grenzregimes gedacht werden. Zudem werden Informations-Stelen installiert. Relikte der Grenzanlagen im Boden werden sichtbar gemacht. Rostige Stahlstäbe erinnern an den Mauerverlauf. Dieser Abschnitt kostet laut Klausmeier zwischen vier und fünf Millionen Euro.
2009 habe es einen »Boom des zeitgeschichtlichen Interesses« gegeben, so der Direktor der Mauer-Stiftung, zu der auch das Notaufnahmelager Marienfelde gehört. Jetzt sucht die Stiftung Zeitzeugen. Menschen, die mit dem Mauerbau aus ihren Häusern in der Bernauer Straße vertrieben wurden, sollten sich melden – ebenso frühere Polizisten oder Grenzsoldaten.
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