Theater im toten Winkel
Dank Molière und Jules Verne hat das vorpommersche Lassan seine Mitte zurückbekommen
Das Dilemma von Lassan haben die Bürger der Kleinstadt im äußersten Nordosten der Republik in eine knappe Redewendung gepackt. Pfarrer Phillip Graffam zitiert sie, während er sein Auto unter ausladenden Alleebäumen auf den gedrungenen Turm von Sankt Johannis zusteuert, der Kirche, in der er seit zwölf Jahren arbeitet. Es gebe, so besagt die Floskel, in Lassan zwei Straßen, die aus dem Ort hinaus führen. In ihn hinein, fügen die Lassaner hinzu, führt keine einzige.
Wer durch eine der beiden Pflasterstraßen zwischen Backsteinkirche und Hafen läuft, ahnt, was gemeint ist. Viele der Häuser, die sich unter dem kalten, von der Peene heraufwehenden Wind zu ducken scheinen, haben neben verzierten Giebeln auch geschnitzte Türen. Sie erinnern daran, dass die Stadt einst weithin für ihre kunstfertigen Tischler bekannt war. Allein 800 Tischlergesellen lebten hier und schreinerten Möbel, die bis nach Paris geliefert wurden. Heute stehen viele der W...
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