Bad im Taler-Segen ist nur ein kurzer Rausch

Museum für Kommunikation zeigt Ausstellung »Die Sprache des Geldes«

  • Ulrike von Leszczynski, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Notgeld mit Motiv des Berliner Bezirks Pankow, 1921.
Notgeld mit Motiv des Berliner Bezirks Pankow, 1921.

Einmal fühlen wie Dagobert Duck? Im Berliner Museum für Kommunikation ist das zur Zeit kein Problem. Dort lädt eine große Schatzkiste die Besucher dazu ein, mit beiden Händen in einem Meer aus glänzenden Münzen zu wühlen. Wer beim leisen Klirren der Geldstücke ein prickelndes Gefühl verspürt, ist in der neuen Sonderausstellung »Die Sprache des Geldes« richtig. Auf ungewöhnliche Weise nähert sich die kleine Schau dem Geld als Dreh- und Angelpunkt einer globalisierten Welt. Mitten in die Vorbereitungen platzte die Finanzkrise. Nun gibt es den Versuch, auch sie mit auszustellen.

»Lehman-Zertifikate haben wir keine bekommen«, sagt Kurator Gregor Isenbort zu diesem Kapitel. Dafür baute er einen bitterbösen Zeichentrickfilm in die Ausstellung ein. Darin spielen zwei Kinder statt Monopoly das Spiel »Bankenkrise« und kaufen mal eben für zwei Milliarden Euro windige US-Immobilien. Es ist der Reiz der kleinen Schau, sich dem Thema Geld auf solch emotionaler Ebene zu nähern. Das ist der Unterschied zu den Geldmuseen in Frankfurt (Main), Wien oder Zürich, die Geldgeschichte wissenschaftlich-sachlich ausstellen.

Menschen und Geld, das ist für Isenbort eine ganz besondere Form von Kommunikation. »Fast jeder hat im Alltag jeden Tag damit zu tun«, sagt er. Im Museum laufen die Besucher nun auf 450 Quadratmetern auf einem Geld-Parcours durch eine fiktive Stadt. Auf dem Marktplatz erfahren sie, warum sich zuerst Münzen und viel später Scheine als Zahlungsmittel durchsetzten. Bei den Stationen Bank und Börse lernen sie das Prinzip kennen, das in guten Zeiten dahinter steht: Vertrauen in den Wert des Geldes.

Die Ausstellungsmacher haben versucht, das komplexe Thema mit unerwarteten Ausstellungstücke anzureichern. In der Schau findet sich neben Sparstrümpfen und Lohntüten auch das Haushaltsbuch von Schauspielerin Inge Meysel (1910-2004). Dort notierte sie Mitte der 70er Jahre handschriftlich jeden Betrag, den sie ausgab: 40 Pfennige für die Zeitung oder 12 Mark für eine Flasche Campari. Die Einnahmen aus Film- und Fernsehproduktionen krakelte Meysel auf dem Blatt gegenüber in Tausender-Größen hin.

Welche Geldsorgen Künstler haben können, zeigt ein »Bettelbrief« von Wolfgang Amadeus Mozart an einen seiner Gönner. Was es heute heißt, mit wenig Geld auszukommen, verdeutlicht ein Speiseplan: Ihn hatte Berlins ehemaliger Finanzsenator Thilo Sarrazin für Hartz-IV-Empfänger aufgestellt – und dafür viel Kritik geerntet.

In der Station »Einkaufszentrum« geht es um die heutige Konsumgesellschaft. Beim Anblick sündhaft teurer Manolo-Blahnik- Damenschuhe kann sich der Besucher Gedanken über Status-Symbole machen – und über die Hierarchien, die durch Geld entstehen. Eine Reaktion auf die reine Pinkepinke-Gesellschaft liegt in der Vitrine nebenan: das Plagiat einer Rolex-Uhr.

Wohin die Gier nach Geld führt, zeigt der kleine Schienen-Geldtransporter, den Kaufhaus-Erpresser »Dagobert« einst baute. Seine Gier führte ins Gefängnis. Auf dem Geldparcours geraten Besucher vorher aber noch ins Vergnügungsviertel, das nicht nur käufliches Vergnügen kritisch hinterfragt. Kann man für Geld wirklich alles kaufen? Eine neue Niere für 2000 Euro, ein Baby für 30 000 Euro?

Entlohnt wird der Besucher für seinen Ausstellungsbesuch natürlich auch. Wer sein neues Wissen in einem Computerquiz nachweisen kann, erhält einen Spielgeld-Schein mit dem eigenen Konterfei. Macht Geld denn nun glücklich? »Nur für einen kurzen Moment«, versichert Kurator Isenbort. »Wenn der Rausch vorbei ist, will der Mensch wieder etwas. Und zwar mehr Geld.«

Leipziger Straße 16, 10117 Berlin, Infos im Internet unter: www.mfk-berlin.de

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