Mordanstalt Heilstätte
Totenbücher aus Meseritz-Obrawalde an das Landesarchiv übergeben
Zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Holocaust erinnerte am Mittwoch nicht nur das Land Berlin an die Massenmorde der Faschisten in Hitler-Deutschland. Auch viele Institutionen in der Hauptstadt mahnten, die Ermordeten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen – zum Beispiel Tausende von psychisch Kranken, die während der so genannten Euthanasie-Aktion in den zu Mordanstalten umfunktionierten Heilstätten systematisch umgebracht wurden.
Die Berlinerin Paulina Frommholz hielt sich nicht so strikt an die Verdunklungsvorschriften während des Krieges im Jahre 1943. Das war ihr Todesurteil. Die 69-Jährige wurde von Ärzten als »gemeingefährlich geisteskrank« eingestuft und in die Heilstätten Meseritz-Obrawalde im heutigen Polen »verlegt«. Das war am 12. November 1943. Wenige Wochen später, am 3. Dezember, starb Paulina Frommholz. Offizielle Todesursache: Altersschwäche. »Wer nicht ordentlich verdunkelte, wurde schon als Gefahr für die Allgemeinheit eingestuft«, so Uwe Schaper vom Landesarchiv Berlin. Mit ihrem Mann August lebte Paulina Frommholz im Haus Kreuzbergstraße 72 im gleichnamigen Bezirk. Heute erinnert dort ein Stolperstein an die Ermordete.
So wie Paulina Frommholz erging es weiteren geschätzten 10 000 psychisch kranken, körperlich Behinderten und unbequem gewordenen Menschen allein in der 1904 ...
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