Werbung

Bernanke darf weitermachen

US-Notenbankchef vom Kongress trotz Kritik im Amt bestätigt / Schlechtes Ergebnis

  • Lesedauer: 3 Min.
Der US-Kongress ist der Empfehlung von Präsident Obama gefolgt und hat Fed-Chef Ben Bernanke für eine zweite Amtszeit bestätigt – allerdings mit einem miserablen Ergebnis.

Washington (dpa/ND). Ben Bernanke steht vier weitere Jahre an der Spitze der mächtigsten Notenbank der Welt. Der US-Senat votierte trotz teils harscher Kritik von Demokraten wie auch Republikanern für eine zweite Amtszeit des 56-Jährigen als Chef der Federal Reserve. Geschlossen fiel die Unterstützung aber nicht aus: Für den früheren Princeton-Professor, der als einer der wichtigsten Architekten des Kampfes gegen die Finanzkrise in den USA gilt, stimmten am Donnerstag nur 70 Senatoren, 30 lehnten eine Bestätigung ab, darunter auch elf Demokraten.

»Bernanke spielte herum, während unsere Märkte brannten«, sagte der republikanische Senator Richard Shelby vor der Abstimmung. »Die Führung von Ben Bernanke ist in nicht geringem Maße dafür verantwortlich, dass eine Katastrophe vom Ausmaß der Großen Depression vermieden wurde«, hielt der Chef des einflussreichen Bankenausschusses des Senats, Christopher Dodd, dagegen.

Kritiker werfen der Fed vor, ihre Aufgaben bei der Bankenaufsicht vernachlässigt und so die Krise mit verursacht zu haben. Andererseits habe sie Finanzkonzerne, die durch eigenes Verschulden an den Rand des Abgrunds geraten waren, mit gigantischen Summen gerettet. Bernanke wird zudem angelastet, zu Beginn des Jahrtausends die lockere Geldpolitik seines Vorgängers Alan Greenspan unterstützt und damit die Saat für die verheerende Krise gelegt zu haben.

Die Zentralbank steht angesichts der beginnenden Konjunkturerholung erneut vor schwierigen Aufgaben: Nach dem Öffnen aller geldpolitischen Schleusen muss sie die Zügel straffen, ohne die Wirtschaftserholung nach der Krise abzuwürgen. Zugleich darf sie nicht zu lange warten, um nicht die Basis für eine weitere Blase zu schaffen.

Unter der Führung Bernankes drückte die Fed als Reaktion auf die Finanzkrise nicht nur den Leitzins auf ein historisches Tief von knapp über null Prozent. Die Notenbank pumpte zudem Billionen in das Finanzsystem, legte zahlreiche Darlehensprogramme auf und versuchte mit allen Mitteln, den Kreditfluss wieder in Gang zu bekommen.

Bernanke erzielte bei der Abstimmung am Donnerstag ein noch schlechteres Ergebnis als Paul Volcker, der wegen seines massiven Vorgehens gegen die Inflation in den späten 1970er Jahren und der daraus folgenden Rezession massiv in der Kritik gestanden hatte. Der Ex-Zentralbankchef ist mittlerweile einer der wichtigsten Wirtschaftsberater Obamas.

Die Bestätigung Bernankes, den noch Präsident George W. Bush an die Spitze der Fed geholt hatte, war vorige Woche noch einmal zur Zitterpartie geworden, nachdem sich zwei Senatoren der Demokraten gegen eine Wiederwahl ausgesprochen hatten. US-Medien mutmaßten, dass die beiden Politiker, die selber um ihre Wiederwahl bangen müssen, aus dem Unmut der Bürger über die Bankenrettungen durch die Fed Kapital schlagen wollten. Das Weiße Haus hatte sich daraufhin demonstrativ hinter Bernanke gestellt und erklärt, Präsident Obama denke »nach wie vor, dass er die beste Besetzung für den Posten ist«.

In der Fachwelt ist Bernanke wegen seiner Forschungsarbeit über die Ursachen der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre hoch angesehen. Der Fed-Chef war im Dezember vom Nachrichtenmagazin »Time« zur »Person des Jahres« 2009 gekürt worden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -