Schwermut im Herzen

Heinrich Böll hat in Christian Linder einen klugen, respektvollen Biografen gefunden

Sie sprachen über alles Mögliche, übers Schreiben natürlich, über sein Elternhaus, die Nazizeit, den Krieg, über Heimat, seine Romanfiguren, über Anarchie und Gewalt. Heinrich Böll nahm sich Zeit. An drei Tagen im März 1975, immer nachmittags, brach er auf, um in der Wohnung eines jungen Kölner Autors, der nicht einmal halb so alt war wie er, Auskunft über sich, sein Denken, seine Erfahrungen, seine Nöte zu geben. Sie tranken Kaffee, sie rauchten, und Böll erzählte. Er hatte 1972 den Nobelpreis erhalten, er war der womöglich berühmteste Schriftsteller der Bundesrepublik, freilich auch so umstritten, so attackiert und diffamiert wie kein anderer, zuletzt sogar in die Nähe der Terroristen gerückt. In Wahlveranstaltungen der CDU hatten sie ihm schon geraten auszuwandern.

Christian Linder hat noch im selben Jahr Teile der Unterhaltung in einem Büchlein dokumentiert. Es hieß »Drei Tage im März« und war tatsächlich so offen und freundschaftl...


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