Wolf will BGH-Urteil prüfen

Möglicherweise Auswirkungen auf Berliner Wasserpreise

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Preismissbrauch bei Wasserversorgern hat möglicherweise auch Konsequenzen für Berlin. »Dieses Urteil schafft Klarheit, dass die öffentlichen Wasserversorger der verschärften kartellrechtlichen Missbrauchskontrolle unterliegen«, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) gestern gegenüber ND. Im jetzt vom BGH entschiedenen hessischen Beispiel unterlag der Wasserversorger der Stadt Wetzlar, der sich dagegen wehrte, dass er im Jahr 2007 von der Kartellbehörde verpflichtet worden war, die Wasserpreise um 30 Prozent zu senken. Der Versorger konnte vor dem BGH nicht rechtfertigen, warum die Preise derart angehoben worden waren.

In Berlin stiegen indes die Wasserpreise nach der umstrittenen Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe (BWB) im Jahr 1999 ebenfalls um rund 30 Prozent. Wirtschaftssenator Wolf will nun genau prüfen, inwiefern das BGH-Urteil auch Auswirkungen für Berlin hat. Fest stehe in jedem Fall, dass Wasserversorger nicht außerhalb der kartellrechtlichen Kontrolle stehen würden, so Wolf. Dies habe also in jedem Fall Auswirkungen auf die künftige Preisgestaltung der BWB. Der BGH hatte allerdings erklärt, dass die Kartellbehörden nicht zurückliegende Abrechnungszeiträume kontrollieren dürften.

Im Berliner Fall könnte das BGH-Urteil nach Sicht des Wirtschaftssenators jedoch auch Folgen für den sogenannten Konsortialvertrag haben. Mit diesem Abkommen wurde 1999 die umstrittene Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe geregelt. Unter anderem ist darin »eine garantierte Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals festgelegt« – quasi eine Gewinngarantie für die privaten Investoren RWE und Veolia. Der Vertrag ist jedoch geheim. Der rot-rote Senat möchte die Geheimhaltung aufheben.

Die Verhandlung mit den Privaten über eine Offenlegung sind im »Endstadium«, sagte Wolf zu ND. Er rechnet mit einem Abschluss der Gespräche noch in diesem Monat. Ob die Privaten der Offenlegung oder gar einer Neuverhandlung der Bedingungen der Teilprivatisierung zustimmen, sei jedoch unklar. »Die Gespräche sind hart«, sagte Wolf. Bürgerinitiativen fordern seit Jahren die Veröffentlichung der Verträge. Ein Volksbegehren diesbezüglich befindet sich noch in der Schwebe. Seite 16

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.