Experimentierfeld der Nazis

Vor 80 Jahren wurde Thüringen zum Experimentierfeld für die Nationalsozialisten. Im Januar 1930, drei Jahre vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, erhielt mit Wilhelm Frick (1877-1946) erstmals ein NSDAP-Mitglied ein Ministeramt in einer deutschen Landesregierung.

Weimar. Auf dem Weg zur Machtübernahme der Nazis in Deutschland spielte der Freistaat eine besondere Rolle. »In Thüringen hat Frick für die NSDAP Pflöcke eingeschlagen«, sagt der Historiker Bernhard Post, Leiter des Thüringer Hauptstaatsarchivs in Weimar.

Frick, der 1923 aktiv am Hitler-Putsch in München beteiligt gewesen war, gehörte in Thüringen seit dem 23. Januar 1930 einer Koalitionsregierung aus Deutschnationaler Volkspartei (DNVP), Deutscher Volkspartei (DVP), Wirtschaftspartei und Thüringer Landbund an. Ministerpräsident war Erwin Baum (Landbund). »Hitler stand zunächst einer Regierungsbeteiligung zurückhaltend gegenüber«, sagt Post. »Dann aber wollte er Thüringen als Experimentierfeld nutzen.« Frick erhielt das Innenministerium und...