Neue Heimat

Veit Wilhelmy ist am Montag in die Linkspartei eingetreten

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie – Neue Heimat

Nun hat er nach fast 30 Jahren SPD-Mitgliedschaft und einem langen Loslösungsprozess seine neue politische Heimat gefunden. Der Wiesbadener Stadtverordnete und Gewerkschaftssekretär der IG BAU Veit Wilhelmy ist in die LINKE und die örtliche Rathausfraktion Linke Liste eingetreten.

Die Entfremdung von der SPD setzte bei Wilhelmy spätestens 2003 ein, als er die Hartz-Gesetze als »systematische Demontage des Sozialstaates« brandmarkte. Damit eckte er in Wiesbaden, dem Wahlkreis von Ex-Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, bei vielen Parteisoldaten an. Die von ihm geleitete örtliche SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) war aufmüpfig und zeigte keine Berührungsängste gegenüber Abtrünnigen der WASG. Als Wilhelmy vor der Kommunalwahl 2006 von seinen Genossen mit einem aussichtslosen Listenplatz abgestraft wurde, machte er sich die Feinheiten des Kommunalwahlrechts zu Nutze. Mit Hilfe einer Plakatkampagne bekam er so viele persönliche Stimmen, dass er auf der SPD-Liste 15 Ränge nach oben und in die Stadtverordnung rutschte.

In der SPD-Fraktion war er mit seiner Kritik an der örtlichen Praxis mit »Ein-Euro-Jobs« bald isoliert. 2008 wurde er aus der Fraktion ausgeschlossen, ein Jahr später gab er sein SPD-Parteibuch zurück. Das mit dem Austritt hinfällig gewordene AfA-Engagement setzt Wilhelmy in der Arbeitsgemeinschaft Betrieb & Gewerkschaft der LINKEN Wiesbaden fort.

Der 1963 im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach geborene gelernte Schornsteinfeger wurde in den 1980er Jahren politisch im linken Juso-Milieu geprägt. Dort begegnete er auch der jungen Andrea Nahles, deren Karriere von seinem älteren Bruder gefördert wurde. Während Nahles sich rasch mit der Parteispitze und deren Agenda arrangierte und eine »Diagonalkarriere« hinlegte, zog Wilhelmy andere Schlussfolgerungen. In der Auseinandersetzung mit der »Agenda 2010« erkannte er das deutsche Tabuthema »politischer Streik« als berechtigtes »Kampfmittel gegen den Raubtierkapitalismus«. Seine Materialsammlung in Buchform bescherte ihm ein starkes Echo. »Der politische Streik wird auch in Deutschland früher oder später kommen müssen«, ist er überzeugt.

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