Grüne Produkte – produziert in Berlin
Maschinenbauunternehmen versuchen sich mit umweltfreundlichen Ideen in der Krise über Wasser zu halten
Es zischt, rauscht und quietscht in »Halle 4«. In einer Überkopf hohen, knapp fünf Meter langen Maschine quilt das Rohmaterial aus einer Öffnung, um dann blitzschnell durch einen Blaskopf zu einem elastischen Plastikgefäß geformt zu werden. »Das ist unser neuester vollelektronischer Prototyp«, erläutert Frank Märker, der hier bei der Bekum Maschinenfabrik in Berlin-Lichterfelde Montage-Leiter ist. Das Traditionsunternehmen, das noch 120 Mitarbeiter beschäftigt, befindet sich in einer schweren Krise. Besonders Billigkonkurrenten aus Asien, aber auch die allgemeine wirtschaftliche Flaute machen dem Maschinenbaubetrieb stark zu schaffen. Allein von 2008 auf 2009 sank der Umsatz von 50 auf 39 Millionen Euro.
Mit Produkten aus der Grünen Technologie wie der vollelektronischen Verpackungsmaschine versucht Bekum Marktanteile zurückzugewinnen. Die Vorteile liegen auf der Hand: »Die Maschine ist wartungsarm, wesentlich energieeffizienter und produziert schneller jene Verpackungen, die wir alle von Ketchup-Flaschen, Cremes oder Joghurt-Drinks kennen«, sagt Märker. Neben innovativen Produkten hat Bekum allerdings auch neue Rohstoffe entwickelt, bei denen der Plastikanteil stark reduziert wurde, und die trotzdem eine hohe Qualität besitzen. »Bisher machen Grüne-Produkte 15 Prozent des Umsatzes aus«, sagt Juniorchef Andreas Mehnert.
Insgesamt 11 000 Beschäftigte arbeiten in knapp 100 zumeist Mittelständischen Unternehmen berlinweit. »Die Green Economy ist auch für diesen Bereich ein zentrales Zukunftsfeld«, sagt Wirtschaftsstaatssekretärin Almuth Nehring-Venus, die die Presse zu einer Tour durch insgesamt drei solcher Unternehmen geladen hat. Nehring-Venus verweist auch auf die Förderungen, die der Senat für Firmen-Wissenschaftskooperationen zur Verfügung stellt, damit neue Ideen entwickelt werden.
Bei HAWE InLine in Marienfelde
läuft derzeit eine solche Zusammenarbeit mit einer Fachhochschule, um die Maschinen effizienter zu machen, die bei Prüfvorgängen für Pumpen, die in Windkraftanlagen eingesetzt werden, sehr viel Wärme und Abwasser produzieren. Die weltweite Wirtschaftskrise hat auch bei HAWE eingeschlagen. »Wir hatten im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von 43 Prozent zu verzeichnen«, berichtet HAWE InLine-Geschäftsführer Andreas Gonschior.
Dass bisher nicht noch mehr der 80 Berliner Beschäftigten entlassen werden mussten, liegt an der Kurzarbeit. Dennoch blickt Gonschior positiv in die Zukunft. Eine neue Produktionshalle steht zwar zur Zeit noch größtenteils leer, soll aber demnächst voll genutzt werden. Erste Indizien für einen Aufschwung meint der Geschäftsführer bereits zu spüren. »Die Japaner und Südkoreaner ordern per Luftfracht und nicht mehr per Schiffscontainer.« Das sei ein deutliches Zeichen, dass in den Welthandel wieder Schwung komme. Und mit »Green Technology« hat man gute Chancen, dabei zu sein.
Das sieht Norbert Geyer von der Geyer-Gruppe ähnlich. Zwar sei auch in seinem Unternehmen mit 350 Beschäftigten die »internationale Bedrückung groß«, wie der alleinige Gesellschafter Geyer es nennt, aber wer schnell und flexibel gute Ideen umsetzen kann, habe durchaus Möglichkeiten. Geyer selbst hat das in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen: Aus der kleinen Dreherei seines Vaters in einem Kreuzberger Hinterhof hat er seine Holding mit mehreren Standorten geformt. Mit seinen Hightechprodukten mischt Geyer sowohl auf dem Solarmarkt als auch bei Windkraftanlagen mit. Jüngstes grünes Aushängeschild des Unternehmens ist eine eigene Ladestation für Elektroautos. »Berlin«, sagt Norbert Geyer, »hat beste Qualität und innovative Produkte zu bieten.« Schreiben Sie das.
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