Mehr Unfälle, weniger Tote

Polizeipräsidium zog Bilanz des hauptstädtischen Verkehrsgeschehens im Jahre 2009

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 2 Min.

Den Straßenverhältnissen nicht angepasste Geschwindigkeit, missachtete Vorfahrt, Fehler beim Abbiegen, Fahrten unter Alkohol und Drogen, Passieren von Kreuzungen trotz Rotlicht an Ampeln sowie Unachtsamkeiten von Senioren, etwa beim Überqueren von Straßen – das waren anno 2009 die prägendsten Ursachen für Verkehrsunfälle in Berlin.

Nach einer Bilanz, die Polizeipräsident Dieter Glietsch gestern vorstellte, gab es 124 992 Unfälle, also 0,8 Prozent mehr als 2008. Als Hintergrund für den leichten Anstieg wurden die Blitzeistage zu Beginn des vorigen Jahres sowie eine Häufung von Ein- und Ausparkunfällen genannt, bei denen es allesamt lediglich zu geringem Sachschaden kam.

48 Menschen starben im Straßenverkehr – sieben weniger als 2008 und wohl die geringste Zahl seit 60 Jahren. Zugleich entspricht dies 14 Toten je eine Million Einwohner, was im bundesweiten Vergleich die wenigsten Verkehrstoten aller Städte und Regionen darstellt. Derweil fiel die Zahl der Verletzten niedriger aus – es waren 16 277 ( minus 1507) und somit 8,5 Prozent weniger. Bundesweit soll es zu einem Absinken um 4 Prozent gekommen sein. Markanten Anteil an dem Minus in Berlin hätten vor allem auch die Radfahrer. Sie waren an 7056 Unfällen beteiligt. Das ist ein Minus von gut 8 Prozent. Insgesamt waren »nur« 4834 Radfahrer (-9 Prozent) von Unfällen betroffen. Als Grund nannte Glietsch eine womöglich »zunehmende Sensibilisierung« der Autofahrer gegenüber dem Zweiradverkehr, aber auch die durch lang anhaltende Kälte im vorigen Jahr kürzere Radfahr-Saison. Häufigste Unfallursache bei den Radlern seien die Benutzung der falschen Fahrbahn und fehlerhaftes Einfahren in den fließenden Verkehr. An Alkoholfahrten mit Unfallfolge sind die Radler zu 15,4 Prozent beteiligt. Weil die Situation sich jedoch nicht wirklich zum Besseren geändert habe, seien nach Kontrollen 22 143 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet worden, fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Wolfgang Klang, Sachgebietsleiter Verkehr im Polizeipräsidium, sprach davon, dass die Raserei zwar abgenommen habe, jedoch »immer noch viel zu schnell gefahren« werde. Gestiegen sei die Anzahl der Unfälle aufgrund unangepasster Geschwindigkeit, das könnten, etwa bei Glatteis, auch schon 10 km/h sein. Bei 17 525 Einsätzen zur Geschwindigkeitsüberwachung – ebenso viele wie 2008 – wurden beinahe 575 000 sogenannte Ahndungsverfahren eingeleitet. Wie Glietsch sagte, soll die Zahl der Tempokontrollen auch 2010 beibehalten werden.

Als Folge der demografischen Entwicklung und höherer Lebenserwartung nähmen die Senioren auch immer länger am mobilen Straßenverkehr teil, etwa am Steuer eines Autos. Vor diesem Hintergrund sei die Zahl der Unfälle mit Rentnern gestiegen. 13 297 wurden voriges Jahr erfasst – beinahe 500 mehr als im Vergleichszeitraum.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -