Auf die kanadische Art
OK-Chef John Furlong hatte angekündigt, mit dem Todesfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili auf die beste kanadische Art umzugehen, die nur irgendmöglich sei. Damit konnte ich zunächst nichts anfangen. Doch nach der mitreißenden Eröffnungsfeier bekomme ich langsam eine Ahnung davon, was Furlong meinte. Feiern mit Respekt. Fröhlichkeit ohne Vergessen.
Als hatten die Zuschauer nur auf den Namen Georgiens gewartet, waren sie beim Einmarsch der Nationen von A bis F erst einmal recht still gewesen. Doch bei Kumaritaschwilis Landsleuten standen sie auf und klatschten minutenlang Beifall. Der bewegendste Augenblick der Feier für mich. Danach wurde der Jubel bis hin zu den Kanadiern fast bei jeder Nation immer lauter.
Nicht IOC-Chef Jacques Rogge änderte später seine Rede kurz entschlossen, sondern Furlong, indem er den Athleten in Erinnerung an ihren Kollegen zurief: »Tragt seinen olympischen Traum auf Euren Schultern und kämpft mit seinem Geist in Euren Herzen!«
Und wie bestellt sang K.D. Lang im Anschluss auch noch eine meiner Lieblingsballaden, die wie die Faust aufs Auge passte: Hallelujah von Leonard Cohen. Lang hätte mühelos das Wort Liebe durch Sport ersetzen können, und es hätte geheißen: »Sport ist kein Siegesmarsch. Er ist ein kaltes und zerbrochenes Hallelujah.« Alle hätten ihr zugestimmt, und doch schafften es die 55.000 danach wieder zu jubeln, als Stars wie Wayne Gretzky und Steve Nash die Olympische Flamme entzündeten.
Diese Stimmungswechsel wirkten nie künstlich. Das Publikum nahm sich seine Auszeiten. Das hätte der Internationale Rodelverband auch tun sollen. Eine Verschiebung der Wettkämpfe um einen oder zwei Tage wäre angebracht gewesen. Doch das hätte womöglich nach dem Eingeständnis eines Fehlers ausgesehen.
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