»Mein Körper hat sich einfach so stark angefühlt«

Der Schweizer Skispringer Simon Ammann holt sein drittes Olympiagold

  • Lesedauer: 3 Min.
Skispringer Simon Ammann hat seinen zwei Olympiasiegen von Salt Lake City acht Jahre später in Whistler den dritten folgen lassen. Der 28-jährige Schweizer holte von der Normalschanze die erste Goldmedaille dieser Winterspiele. Im Interview erklärt er, warum sich Olympiasieg Nummer drei so völlig anders anfühlt.
Jubel nach dem Sieg: Simon Ammann Fotos: AFP
Jubel nach dem Sieg: Simon Ammann Fotos: AFP

Herr Ammann, nach acht Jahren sind Sie endlich wieder zurück auf dem obersten Olymp. Versuchen Sie doch mal, diese Erfahrung in Worte zu fassen?
Das war ein unglaublicher Tag, nach acht Jahren wieder diese konzentrierte Energie auf die Schanze gebracht zu haben. Die Erfahrung von Salt Lake City hat mich oft daran gehindert, wieder ganz nach vorn zu kommen, aber letztendlich hat sie mir hier jedes Mal unmittelbar vor meinen Sprüngen die nötige Ruhe gegeben.

Wie haben Sie sich denn auf dem Balken beruhigen können?
Es gibt diese Momente, in denen einfach alles konzentriert zusammenkommt. Die haben so eine immense Kraft, die ich einfach laufen lassen konnte.

Fühlt sich Ihr dritter Olympiasieg anders an als die zwei zuvor?
Dritter Olympiasieg – völlig verrückt! Vor acht Jahren war das alles voll geil. Das war damals ja so etwas wie mein Leitspruch. So langsam ist es schon extrem voll geil. 2002 war ich noch so frisch, und ich hatte noch nicht so viele Erinnerungen, auf die ich zurückgreifen konnte. Jetzt ist es total anders. Es gab recht viel Druck. In diese Saison bin ich mit absoluten Toperwartungen gestartet. Dass mir das jetzt alles genau auf den Punkt gelingt, ist das Größte für mich. Ich würde absolut nichts von dem tauschen, was ich bis jetzt erlebt habe.

Als Führender nach dem ersten Durchgang sprangen Sie ganz zum Schluss. Eine besondere Belastung?
Vor meinem Sprung habe ich mir gesagt: Du bist, der letzte der oben steht. Du bist Weltcupführender. Alles ist für dich angerichtet. Da war mir auch egal, dass im Training hier und da mal die Landung nicht gut war. Während des Sprungs wusste ich schon, dass das Gold wird. Mein Körper hat sich einfach so stark angefühlt. Da wusste ich, dass ich bei der Landung auch keine Probleme mehr haben würde. Das war eine meiner besten Leistungen der letzten Jahre.

Sie sind nach dem Finnen Matti Nykänen und dem Oberwiesenthaler Jens Weißflog erst der dritte Skispringer, dem jemals drei Olympiasiege gelungen sind? Sind Ihnen solche Statistiken wichtig?
Ja durchaus. Ich versuche, einer der besten Skispringer aller Zeiten zu sein. Das ist ein wirklich großer Moment für mich.

Sie haben sich nach Ihrem ersten Jubel im Stadion hingekniet. Es sah so aus, als bedankten Sie sich bei der Schanze oder beteten Sie an. War das geplant?
Ich habe mir das eigentlich mal für einen anderen Wettkampf vorgenommen. Dort hat es für mich leider nicht ganz nach vorne gereicht. Das ist oft so im Sport, dass die Dinge irgendwie anders laufen, als man denkt.

Woran haben Sie in dem Augenblick gedacht?
Ich wollte diesen Moment der Kraft noch etwas länger genießen: diese Gedanken, die ich versucht habe zu bündeln, endlich frei zu lassen. Die muss ich ja sonst immer mitschleppen. Wenn die Karriere länger und länger wird, dann sammelt man all diese Erinnerungen an. Es war viel einfacher vor acht Jahren, dem Ganzen irgendwie gerecht zu werden. Aber gerade seit diesem tragischen Unfall auf der Rodelbahn in Whistler weiß man wieder, dass das Leben manchmal auch hart sein kann, und dass man diese Momente, in denen das Glück so groß ist, besonders schätzen sollte. Das ist mir sehr viel wert. Auch dafür war diese Geste gedacht.

Aufgezeichnet: Oliver Händler, Whistler

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