Er wollte kämpfen, jetzt fährt er Taxi

US-Regisseurin LAURA POITRAS über ihren Dokumentarfilm, in dem ein Ex-Gefolgsmann von Osama Bin Laden seine Geschichte erzählt

Eigentlich war die US-Dokumentarfilmerin Laura Poitras in Jemen auf der Suche nach einem entlassenen Guantánamo-Häftling, der bereit wäre, ihr die Geschichte seiner Inhaftierung zu erzählen. Dann traf sie den Taxifahrer Abu Jandal – Kampfname eines Gefolgsmanns von Osama Bin Laden, der dem bewaffneten Kampf inzwischen abgeschworen hat. Er erzählte von seinem Treueeid für Al Qaida. Dem US-Staatsschutz war das Interesse der Regisseurin für jemenitische (Ex-)Terroristen derart suspekt, dass man sie zur Berliner Premiere von »The Oath« (Der Treueeid) zunächst nicht ausreisen lassen wollte.

Wie wird jemand Vorsteher eines Gästehauses von Al Qaida? Und wieso fährt so jemand Jahre später plötzlich ein Taxi in Sana’a?
Abu Jandals Familie stammt aus Jemen, aber er wurde in Saudi-Arabien geboren. Dort erhielt er seine religiöse Ausbildung und sein Wertesystem. Mit 19 ging er nach Bosnien, um dort zu kämpfen, absolvierte sein militärisches Training. Danach war er kurz in Somalia, später stellte er in Jemen eine Gruppe zusammen, die er nach Tadschikistan führen wollte. Sie wurden aber an der Grenze abgewiesen. 1996, zur selben Zeit, war Osama Bin Laden aus Sudan geworfen worden und nach Afghanistan zurückgekehrt. Er hörte von dieser Gruppe junger Männer von der arabischen Halbinsel und lud sie zu sich ein. Abu Jandal war zuerst nicht begeistert von der Idee: Er wollte kämpfen, in Tschetschenien zum Beispiel.

Wann immer Sie Abu Jandal im Taxi im Gespräch mit seinen Kunden filmten, erzählt er denen wilde Geschichten. Und wenn ...



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