Goldman Sachs half beim Schummeln

Griechische Schulden mit Swap versteckt

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Vorgang im Zusammenhang mit Zahlentricksereien Griechenlands wirft ein Licht auf den Einfluss von Großbanken auf den Euro.

Goldman Sachs hat Griechenland ab 2002 nach Eintritt in die Eurozone geholfen, Milliardenschulden zu verbergen, um die Defizitkriterien des Maastricht-Vertrages zu erfüllen. Durch maßgeschneiderte Währungs-Swap-Geschäfte half die größte US-Investmentbank Athen, Milliarden aufzunehmen, ohne dass diese als Schulden verbucht werden mussten. Dabei vergab Goldman Sachs Gelder zu einem fiktiven, sehr vorteilhaften Wechselkurs. Sie sollten erst über ein Jahrzehnt später unter anderem mit Einnahmen aus Flughafengebühren und der staatlichen Lotterie zurückbezahlt werden.

Die Transaktionen waren legal, nutzten sie doch eine Regulierungslücke aus. Finanzderivate werden von der EU-Statistikbehörde Eurostat bei der Defizitberechnung nicht erfasst. »Durch Swaps können die Maastricht-Regeln ziemlich leicht umgangen werden«, erklärte ein deutscher Derivatehändler dazu.

Diese Geschäfte legten Griechenland für spätere Jahre hohe Verpflichtungen auf. Da von wirtschaftlicher Erholung nicht die Rede sein konnte, drücken diese Schulden auf die griechischen Finanzen. Bei Goldman Sachs hatte man dies rasch erkannt. Man verkaufte die Swaps 2005 an eine griechische Bank – mit Profit natürlich.

Der frühere griechische Finanzbeamte Gikas Hardouvelis spricht von einem klassischen Fall von Ko-Abhängigkeit. Die griechischen Politiker wie die Banker von Goldman Sachs seien nur am kurzfristigen Erfolg interessiert gewesen. »Wenn ein Banker den Politikern einen Weg zeigt, wie man ein Problem auf die Zukunft verlagern kann, dann greifen sie sofort zu.«

Griechenland ist hier kein Einzelfall. Italien und die Bank JPMorgan hatten 1996 ein ähnliches Swap-Geschäft gemacht. Auch dieses wurde nicht in der Bilanz des Staates als Verbindlichkeit aufgeführt. Italien hatte sich allerdings unter ganz anderen wirtschaftlichen Bedingungen kurzfristig Liquidität verschafft, als das bei Griechenland der Fall war.

Wirtschaftsprofessor Gustavo Piga von der Universität Rom verweist auf den Einfluss, den Banken mit solchen Geschäften auf die Politik gewinnen können. Er sprach von »gegenseitigem Erpressungspotenzial« – etwa wenn die Politik Regulierungen und Kontrollen für Banken einführen will.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.