Mythos Hartz IV

Armutsdebatte: Der Müßiggang und die gefühlte Ungerechtigkeit

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Das Besondere an Mythen ist, dass sie nicht auf Nichtwissen, sondern – was noch gefährlicher ist – auf Halbwissen gründen. Der Mythos kann sich immer auf einen wahren Kern herausreden, der noch in der falschesten Behauptung steckt. »Sind Hartz-IV-Empfänger wirklich so arm?« titelte beispielsweise die »Bild»-Zeitung am Dienstag, um einen Tag später mit der nächsten Frage die Antwort zu geben: »Hartz-IV-Debatte: Bin ich dumm, wenn ich noch arbeite?«

Damit munitioniert »Bild« den politischen Amoklauf Guido Westerwelles. Es sind Brüder und Schwestern im Geiste, die hier am Werk sind. Ihr Halbwissen speist sich aus mangelndem Einfühlungsvermögen, das wiederum auf mangelndem Kontakt zu den Milieus zurückzuführen ist, über und für die »Bild« schreibt. Journalisten schreiben vom »Wir« und meinen doch nur das »Die«. Das einst dem Adel vorbehaltene Privileg der Ignoranz gegenüber den anderen Ständen ist heute auch ein bürgerliches. D...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -