Ein Obdachlosenhelfer im Maserati
Chef der Treberhilfe muss sich für seinen Dienstwagen rechtfertigen
»Ein Maserati ist ein Wagen für einen Gentleman«, sagt Harald Ehlert. Als solcher möchte er verstanden werden – als Geschäftsführer der gemeinnützigen Berliner Treberhilfe, die sich um Obdachlose und sozial Benachteiligte kümmert und gleichzeitig als privater Investor. Ehlert, der sein Alter mit Ende 40 angibt, trägt gern Hut, Sakko, Lederschuhe und Samtschal. Man kann geteilter Meinung sein, ob das durchgestylte Äußere zum Chef einer sozialen Organisation passt oder nicht. Doch die Sache mit dem teuren Maserati, den Ehlert als Dienstwagen fährt, haben ihm viele unheimlich übel genommen. Die Dienstwagenaffäre der besonderen Art wurde eher zufällig bekannt. Der Maserati ist auf die Treberhilfe zugelassen und der smarte Geschäftsführer hat dafür auch noch einen Chauffeur. Am Donnerstag wurde das Forum der Treberhilfe-Internetseite gesperrt. Wütende Besucher hatten dort zuvor Ehlert als »asozial« beschimpft oder gelobt, nie wieder einen Cent an den Verein der Treberhilfe zu spenden. Weil die Organisation Mitglied des Diakonischen Werkes ist, drohten manche mit Kirchenaustritt.
Doch Ehlert findet nichts Verwerfliches an dem teuren Dienstwagen. »Wir arbeiten unkonventionell, aber absolut seriös«, sagt der langjährige Geschäftsführer am Donnerstababend auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz, zu der er mit einem BMW vorfuhr. Der Maserati sei 2007 günstig angeschafft worden – er habe nur zwischen 70 000 und 90 000 Euro gekostet. Er nutze den Wagen nur dienstlich. Es sei ein »adäquates Auto für einen Wirtschaftsmenschen«, bekräftigt Ehlert. Denn die Treberhilfe sei nicht nur gemeinnützig, sondern auch ein Investor.
Das Konstrukt ist für einen Außenstehenden schwierig zu verstehen. Die Treberhilfe besteht aus dem Verein und einer gemeinnützigen GmbH, an der Ehlert persönlich beteiligt ist. Der Verein ist auf Spenden angewiesen, die GmbH erhält Steuervergünstigen und darf investieren. »Wir müssen als Unternehmer auftreten«, sagt Ehlert denn auch. Dazu brauche man eben ein angemessenes Fahrzeug – und schön sei der Maserati auch noch. In Wedding hat die GmbH ein Gebäude für 2,5 Millionen Euro gekauft und Wohnungen für Obdachlose eingerichtet. Dafür wird die GmbH von der Stadt vergütet.
Ehlert ist überzeugt, nichts Unrechtes getan zu haben. Ein Geheimnis hat er aber: Wer den Wagen im Juni 2009 fuhr, will er nicht verraten. Damals wurde der rasende Luxusschlitten in Mecklenburg-Vorpommern geblitzt. Weil die Polizei den Fahrer nicht ermitteln konnte, sollte Ehlert ein Fahrtenbuch führen. Doch dagegen klagte der Autoliebhaber, der privat Jaguar fährt, und brachte damit die Maserati-Debatte ins rollen. Am kommenden Mittwoch wird der Fall nun vor dem Berliner Verwaltungsgericht verhandelt.
Welche Folgen die Affäre haben könnte, ist noch offen. Doch dem Image der Treberhilfe hat sie jetzt schon geschadet. Auch die Diakonie als Dachorganisation ist empört. Ein Maserati sei kein geeignetes Dienstfahrzeug und die Anschaffung ethisch verwerflich, sagt Sprecherin Christine Lehmacher-Dubberke am Freitag. »Herr Ehlert glaubt, er braucht das Auto, wir sehen das anders.«
Schlimmstenfalls droht nun der Ausschluss der Treberhilfe aus dem Diakonischen Werk. Direkte finanzielle Folgen hätte dies zwar nicht, die Treberhilfe könnte dann aber nicht mehr von den Kontakten der Sozialorganisation profitieren.
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