Reisefreiheit für US-Bürger?
Konferenz in Cancún bereitet Reisewelle nach Kuba vor
Heute beginnt im mexikanischen Badeort Cancún eine nicht ganz alltägliche Konferenz. Auf neutralem Grund treffen sich US-amerikanische Tourismusmanager mit kubanischen Kollegen und Vertretern der Ministerien. Die Weichen für die Zukunft sollen gestellt werden, denn im März könnten die Reisebeschränkungen für US-Bürger fallen. Das hätte eine Reisewelle zur Folge.
US-Reisebranche hat großes Interesse
Die großen Reiseveranstalter und Touristik-Dachverbände werden alle in Cancún präsent sein, ist sich Kirby Jones sicher. Der Präsident der US-Consulting-Agentur Alamar hat die Konferenz organisiert und das Interesse in der US-Reisebranche ist riesengroß. Diesmal könnte es endlich etwas werden, lautet der Tenor in der Branche, denn Anfang März wird im US-Repräsentantenhaus das »Gesetz zur freien Reise nach Kuba« beraten. Die Initiative hat Unterstützung von Abgeordneten aus beiden Lagern und angeblich fehlen nur noch wenige Stimmen für eine Mehrheit, so die Initiatoren der Gesetzesvorlage; das sind mehrere Abgeordnete um den Demokraten William Delahunt aus Massachusetts. Anders als früher ist man sich diesmal recht sicher, dass der amtierende Präsident Barack Obama – im Unterschied zu seinem Vorgänger George W. Bush – nicht sein Veto einlegen wird. So wäre der Weg frei für die ersten ganz legalen Reisen von US-Amerikanern seit 1963 auf die Insel.
Erste Verträge und Absichtserklärungen sollen unterzeichnet werden, um den erwarteten Ansturm von »Gringos« auf die Insel zu organisieren. Von 850 000 Touristen und einer halber Million Kreuzfahrturlauber geht die Vereinigung der Reisebüros (ASTA) aus. Gleichwohl kursieren auch Zahlen, die deutlich höher sind. Darauf wäre Kuba kaum vorbereitet, meint Omar Everleny vom Forschungsinstitut der kubanischen Wirtschaft. »Wir verfügen nicht über die Infrastruktur, um eine Touristenwelle aus den USA aufnehmen zu können.« Zum Nadelöhr könnten Kubas relativ kleine internationale Flugplätze werden. Bei den Hotelkapazitäten sieht es schon besser aus, doch auch im Bereich Gastronomie besteht noch Nachbesserungsbedarf. Das wissen auch kubanischen Experten wie Miguel Figueras, der als Berater des Tourismusministeriums an der Konferenz in Cancún teilnehmen wird.
Eine ganze Reihe von Unternehmen wie die Betreibergesellschaft des Hafens von Houston, einer der wichtigsten Drehscheiben für den Kreuzfahrttourismus, hat bereits Vorverträge. Investieren dürfen die Touristikunternehmen aus den USA allerdings nicht. Das verbietet das Embargo.
Touristen kämen wie gerufen
Für die Inselrepublik käme der US-Tourismus hingegen wie gerufen, denn die ökonomische Situation ist nach wie vor schwierig. Dafür sind nicht nur die Folgeschäden der verheerenden Hurrikansaison von 2008 verantwortlich, sondern auch die zu geringe Produktivität in der Wirtschaft. »Das ist unsere zentrale Herausforderung«, argumentiert Ökonom Omar Everleny.
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