Mangas in Mahlsdorf
Student aus Hellersdorf organisiert bundesweiten Wettbewerb zu japanischen Comics
Ein Student aus Hellersdorf hat einen bundesweiten Manga-Wettbewerb organisiert. In einer Ausstellung sind jetzt die Arbeiten von 13 Teilnehmern zu sehen. Zum Thema »Energie« entstanden farbige und schwarz-weiß gezeichnete Comics, die in Japan als Mangas bezeichnet werden.
Das blonde Mädchen am Schreibtisch hat zu lange gearbeitet. Ihr Gesichtsausdruck ist genervt und sie scheint überfordert zu sein. Da flippt plötzlich ihre vernachlässigte Spielkonsole aus und ein riesiges, grünes Ungeheuer schießt aus dem Bildschirm. Auf zwei Sprechblasen erfährt der Betrachter, dass das Mädchen »jetzt endlich mit der Konsole spielen soll …«.
Neben großen und kleinen Bildgeschichten mit mehreren Kapiteln und verschiedenen Figuren hängt der Kurzcomic an der Wand der Stadtteilbibliothek Mahlsdorf. Eine junge Berlinerin hat ihn gezeichnet und damit auch die Wettbewerbsjury überzeugt: »Ihr Stil ist schon recht ausgeprägt«, sagt Tapio Müller anerkennend.
So seien kaum die Stift-Ansätze sichtbar und auch die Linien durchgezogen. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der angehende Mathematiklehrer mit Mangas. Er lernte sogar Japanisch, kreiert selber Comics und gilt in der Szene als Experte.
Ihn fasziniert die Vielfalt der vor mehr als 300 Jahren in Japan entstandenen malerischen Ausdrucksform. Im Unterschied zu anderen Comics sind diese Bildgeschichten beispielsweise mit Licht- und Schatteneffekten versehen und die Figuren können im Laufe der Story altern. »Donald Duck bleibt dagegen immer jung«, sagt Müller. Außerdem sei die Gestaltung variabler als bei amerikanischen Comics. Zudem besitzen viele Manga-Helden besonders große Augen.
Tapio Müller, der in den vergangenen Monaten auch eine Hausarbeit zur Nutzung von Mangas an deutschen Schulen schrieb, will mit seiner Ausstellung einerseits Interesse wecken und den jungen Künstlern eine Möglichkeit zur Präsentation bieten. Mit dem Team der Mahlsdorfer Stadtteilbibliothek fand er gleich Verbündete. »Besonders Kinder entdecken jetzt Mangas, so dass wir noch ein paar Bände dazu gekauft haben«, berichtet Kristin Winterfeld.
Während in Japan unter anderem wöchentlich telefonbuchdicke Manga-Magazine erscheinen und dort die Leser aufgerufen werden, den Ausgang der Geschichten mitzubestimmen, liegt in Deutschland der endgültige Durchbruch gerade mal 14 Jahre zurück. »2005 war der Manga-Sektor sogar der am stärksten wachsende Bereich des deutschen Buchmarktes«, sagt Tapio Müller. Inzwischen setzten sich auch hier die Hefte mit der traditionellen japanischen Leserichtung von »hinten« nach »vorne« durch. Der 31-jährige Müller hielt bereits Vorträge über die japanischen Comics und bot Zeichen-Kurse an. Sein Hauptaugenmerk will er aber mit seiner kürzlich gegründeten Agentur auf die Verbreitung neuer Mangas legen. Auch 2010 organisiert er einen Wettbewerb und dazu im Herbst eine Ausstellung. Sein Traum wäre die Herausgabe eines eigenen Manga-Bandes.
Noch bis 26. Februar. Stadtteilbibliothek, Alt-Mahlsdorf 24-26 / Ecke Hönower Straße. Mo. und Do. von 12 bis 18.30 Uhr, dienstags und mittwochs von 12 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 15 Uhr. Infos unter: 0176 21 14 94 15
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.