Von der Flaute in die Stagnation
Deutsche Wirtschaft erholt sich nicht weiter
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch bestätigte, stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Schlussquartal 2009 preis-, saison- und kalenderbereinigt auf dem Niveau des Vorquartals (+0 Prozent). Im Vorjahresvergleich ging das preisbereinigte BIP um 1,7 Prozent zurück.
Der Export blieb im vierten Quartal mit 3,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, der Import mit 6,5 Prozent. Somit kam es zu einem leichten Exportüberschuss, da der Rückgang beim Import stärker war als beim Export. Mit einem Wachstumsbeitrag von plus 1,0 Prozentpunkten ergab sich ein positiver Einfluss auf das Wirtschaftswachstum.
Neben dem Staatskonsum (+3,0 Prozent) verzeichnete auch der private Konsum einen leichten Anstieg zum Vorjahresquartal. Er erhöhte sich um real 0,2 Prozent. Die Löhne sind dabei weiter der Hauptgrund für die anhaltende Schwäche beim privaten Konsum: So ist das Arbeitnehmerentgelt nominal um 0,8 Prozent und real um 1,2 Prozent geschrumpft. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte legte zwar um 0,4 Prozent zu, blieb durch die Inflationsrate von 0,4 Prozent real aber auf dem Niveau des Vorjahres. Als Zeichen der prekären Einkommenslage dürfte auch der Rückgang der Sparquote der privaten Haushalte um 0,1 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2008 zu werten sein. Dagegen waren die Unternehmensgewinne im vierten Quartal 2009 mit plus 2,9 Prozent erstmals wieder höher als im Vorjahreszeitraum.
Auch bei den Investitionen ist keine grundlegende Wende zu verzeichnen: So blieben die Ausrüstungsinvestitionen durch einen massiven Einbruch auch im vierten Quartal 2009 mit minus 17,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr tief im Keller. Lediglich die Bauinvestitionen erholten sich weiter und erreichten ein Plus von 3,3 Prozent. Dennoch blieben die Anlageinvestitionen insgesamt mit minus 6,2 Prozent weit unter Vorjahresniveau.
Die anhaltende Investitionsflaute beeinträchtigt zunehmend die Lage auf dem Arbeitsmarkt. So gab es nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im vierten Quartal 2009 rund 40,6 Millionen Erwerbstätige in Deutschland, das sind 156 000 Personen oder 0,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Damit hat sich der Rückgang der Erwerbstätigkeit fortgesetzt. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der registrierten Arbeitslosen im Quartalsdurchschnitt um 227 000 Personen (7 Prozent). Hinzu kommt, dass der Arbeitsmarkt derzeit durch die Kurzarbeit gestützt wird, die etwa 1,1 Millionen Personen trotz prekärer Lage in Beschäftigung hält.
Auch im Schlussquartal 2009 war das BIP durch den anhaltenden Rückgang der exportorientierten Wirtschaft geprägt, wenn auch nicht mehr so stark wie in den Quartalen zuvor. So ging die Wertschöpfung in der Industrie um 8,1 Prozent und im Dienstleistungsbereich um 0,5 Prozent zurück. Zugelegt in der Wertschöpfung haben dagegen die Landwirtschaft mit plus 1,1 Prozent und die Bauwirtschaft mit plus 2,9 Prozent.
Ausdruck der derzeitigen Wachstumsschwäche ist vor allem die Arbeitsproduktivität, die im vierten Quartal im Jahresvergleich um 1,3 Prozent gesunken ist. Schrumpfende Reallöhne, ein Finanzierungsdefizit im Jahr 2009 von 79,3 Milliarden Euro (Quote von minus 3,3 Prozent) sowie eine voraussichtliche Rekordneuverschuldung in diesem Jahr von 85,8 Milliarden Euro zeigen, wie kritisch die wirtschaftliche Lage ist.
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