Geschenk für Mohammed

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 2 Min.

Das schönste Geschenk kam aus Kopenhagen. Exakt am gestrigen Geburtstag Mohammeds veröffentlichte die dänische Zeitung »Politiken« einen »Vergleich« mit islamischen Organisationen. Darin geht es um den vor zwei Jahren erfolgten Abdruck einer Karikatur, die den Propheten als Terroristen zeigt. Das Blatt entschuldigt sich »bei allen, die sich durch die Wiederveröffentlichung verletzt gefühlt haben«. »Politiken« hatte die Zeichnung von Kurt Westergaard wie etliche andere dänische Blätter wiederveröffentlicht, als dieser 2008 im Gefolge des »Karikaturenstreits« von 2006 erstmals mit dem Tode bedroht worden war.

In Dänemarks Medien und Politik ist die Empörung über die Vereinbarung einhellig. Die Verdikte reichen von »beschämend« und »völlig verrückt« bis zu »Kniefall« und »Ausverkauf der Meinungsfreiheit«.

»Meinungen sind wie Arschlöcher. Jeder hat eins«, lautete einst das harsche Urteil von Dirty Harry alias Clint Eastwood. Und nicht jede Meinung muss in jedem Fall publiziert werden, könnte eine Lehre aus dem Karikaturenstreit lauten. Immerhin hatten die Proteste in der islamischen Welt seinerzeit mehr als 150 Menschen das Leben gekostet.

Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Dass das jetzt in Kopenhagen veröffentlichte Papier Fundamentalisten abhalten wird, die »Renaissance der Religionen« als Renaissance von Zensur und Selbstzensur zu sehen, ist zu bezweifeln. Dass der Verzicht auf »blasphemische« Karikaturen der Meinungsfreiheit existenziell geschadet hätte, ist ebenso zweifelhaft. Es wäre ein Akt der – aufgeklärten – Vernunft gewesen, nicht der Kapitulation. Das Geschenk von »Politiken« kann man durchaus auch so sehen.

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