Eine fantastische Leistung

Fazit von Bernhard Schwank, Chef de Mission der deutschen Mannschaft

  • Lesedauer: 3 Min.
Bernhard Schwank (Foto: dpa) war in Doppelfunktion bei den Winterspielen in Vancouver: als Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft und als Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft für Olympia München 2018. Am Ende der 16 Wettkampftage zog Schwank ein fast durchweg positives Fazit für das deutsche Team.

ND: Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Schwank: Sie sehen einen sehr zufriedenen und glücklichen Chef de Mission. Die Mannschaft hat eine fantastische Leistung abgeliefert. Sie ist im Takt geblieben und hat bis zum Samstag an jedem Tag mindestens eine Medaille geholt. Davor ziehe ich den Hut.

Den Titel als stärkste Mannschaft von 2006 konnte sie nicht verteidigen. Kanada hat mehr Gold, die USA mehr Medaillen gesammelt.
Unsere Mannschaft hat diese tollen Leistungen in Konkurrenz zu ganz starken Nationen erreicht. Die Kanadier haben einen großen Sprung gemacht, und die USA haben schon im vorolympischen Winter angedeutet, wie stark sie sind. Nicht zu vergessen: die wiedererstarkten Norweger. Erinnern Sie sich an deren schwache Ausbeute von 2006 in Turin mit nur zweimal Gold. Auch Südkorea, Österreich und die Schweiz haben in einigen Sportarten überdurchschnittliche Leistungen vollbringen können. In dieser Situation die Gesamtzahl der Medaillen von Turin wieder zu erreichen, ist ein deutlicher Beleg für das Leistungsvermögen des Teams.

Aber nicht in allen Sportarten konnten die Deutschen mithalten?
Wir haben die 29 Medaillen in zehn von 15 Sportarten errungen. Das zeigt, dass wir breit aufgestellt sind. Auch die Altersspanne ist sehr groß. Unser jüngster Medaillengewinner, Johannes Rydzek (Bronze in der Nordische Kombination), ist erst 18 Jahre, der älteste, André Lange (Gold, Silber im Bob), schon 36. 60 Prozent der Mannschaft waren olympische Debütanten. 18 von 43 Medaillengewinnern gehören in diese Gruppe. Darunter sind viele Junioren-Weltmeister aus diesem Olympiazyklus. Die Nachwuchsarbeit stimmt also, und das sollte uns Hoffnung für Sotschi 2014 geben.

Die Leistungen der Biathlon-Männer waren so schlecht wie seit 1968 nicht mehr, auch im Eishockey waren wir wieder chancenlos.
Im Eishockey ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Das sehen Spieler, Trainer und Verband genauso. Sich ohne Sieg aus dem olympischen Turnier zu verabschieden, ist nicht erfreulich. Es wird nun die Kunst des Bundestrainers sein, bei der Heim-WM im März die Ergebnisse umzukehren Wenn man sieht, wie stark die Biathleten vor vier Jahren in Turin waren, so hoffe ich, dass das ein einmaliger Aussetzer war, den andere Nationen auch schon hatten. Das stellt nicht die hervorragende Arbeit im Deutschen Skiverband infrage.

Was lehrt Sie Kanadas Erfolg?
Dass man sich Ziele setzt und sehr fokussiert darauf hintrainiert. Dadurch kann man die Sportszene eines Landes beeinflussen. Das ist den Kanadiern gelungen. Auch bei den Plätzen vier bis zehn haben sie deutliche Zuwächse. Hier konnten wir unser Niveau in etwa halten.

Überrascht es Sie, dass es hier keinen Dopingfall gab?
Ich werte das als positives Signal. Die »Abschreckungsmaßnahmen« in Form von Tests und der Möglichkeit, auch in sieben Jahren nochmals mit modernen Methoden nachzutesten, hilft hier.

Sie waren auch in Sachen Olympiabewerbung München 2018 unterwegs. Haben Sie hier gegenüber Ihren Konkurrenten Pyeongchang und Annecy punkten können?
Entscheidend ist, dass wir auf uns selbst schauen. Wir haben hier auch viel lernen können. Unsere Aufgabe wird nun sein, das Observerprogramm auszuwerten. Dabei werden wir alle Abläufe über die gesamte Dauer der Olympischen Spiele von Vancouver sehr genau analysieren, um das in unsere Bewerbung einfließen zu lassen.

Aufgezeichnet: Oliver Händler

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