Auch »Cola-Dosen« schlecht gewartet
S-Bahn zog Zugtyp komplett aus dem Verkehr / Keine Auswirkungen auf Betriebsablauf
Die S-Bahn hat bisher noch keine Erklärung, warum es auch bei der S-Bahn-Baureihe 485 zu schweren Versäumnissen bei der Wartung kommen konnte. Der Zugtyp, der noch zu DDR-Zeiten vom VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke »Hans Beimler« Hennigsdorf entwickelt wurde, musste am Wochenende komplett aus dem Verkehr gezogen werden, weil die erforderlichen Wirbelstromuntersuchungen an den Rädern seit Jahren unterblieben sind. Mit diesen Überprüfungen können Risse in den Rädern aufgespürt werden.
Für die Fahrgäste werde diese Maßnahme keinerlei Auswirkungen haben, versprach S-Bahn-Chef Peter Buchner. Denn von der Stilllegung sind nur 15 Viertelzüge (mit je zwei Wagen) betroffen. Die können durch andere Fahrzeuge ersetzt werden. Wenn die Untersuchungen nachgeholt sind, sollen die Wagen noch in dieser Woche wieder in Betrieb gehen. Auch die angekündigte Verbesserungen des Verkehrsangebots ab 8. März – u.a. mit einem Fünf-Minuten-Takt auf der Ringbahn – sei damit nicht gefährdet, hieß es bei der Bahn.
Die Baureihe 485 war hauptsächlich auf der S 9 zwischen Schönefeld und Pankow unterwegs. Insgesamt besitzt die S-Bahn noch 60 Viertelzüge dieses Typs, der wegen seiner ursprünglich roten Lackierung auch als »Cola-Dose« bekannt war. Ein Großteil kam wegen Rissen im Bodenblech aufs Abstellgleis. 20 Viertelzüge sollen jetzt wieder aufgearbeitet werden. Über 60 wurden in den vergangenen Jahren verschrottet.
Der Fahrgastverband IGEB hat unterdessen die »Prioritätensetzung« bei der Angebotsverbesserung ab 8. März kritisiert. Diese müsste zunächst dort realisiert werden, wo sie am dringendsten sei. Statt auch auf dem S 7-Abschnitt Westkreuz – Nikolassee wieder alle zehn Minuten zu fahren, sollte die oft überfüllte Linie S 5 verstärkt werden, fordert der Verband. Derzeit fahre nur alle 20 Minuten eine S 5 aus Marzahn zum Ostbahnhof und weiter auf die Stadtbahn. Einen Zehn-Minuten-Takt gebe es nur bis zur Warschauer Straße. Mitschuld an der falschen Prioritätensetzung sei der Senat, weil er seine Verantwortung als Besteller nicht wahrnimmt.
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