Rüstzeug für Kommunikationsrebellen

Die 7. Linke Medienakademie will mit Seminaren und Workshops »Zeichen setzen«

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.
Kampfmittel Laptop – LiMA 2009
Kampfmittel Laptop – LiMA 2009

Das Prinzip des Laissez-faire hielt in den 1970er und 1980er Jahren Einzug. Zuvor waren engagierte Publizisten seit Gutenberg und Luther stets darauf bedacht, mit den jeweiligen (druck-)technischen Neuerungen Schritt zu halten, um mit deren Hilfe ihre fortschrittlichen Anliegen noch wirkungsvoller zu verpacken. In den beiden genannten Dekaden des letzten Jahrhunderts jedoch gönnte sich ausgerechnet die politische Linke eine – von heute aus betrachtet – rätselhafte technikfeindliche Auszeit. Mittlerweile hat sich der Laptop zwar seinen Status als Kampfinstrument für zahllose Kommunikationsrebellen erkämpft – dennoch gilt es einiges an (nicht nur technischer) Medienkompetenz nachzuholen. Gelegenheit dazu bietet die 7. Linke Medienakademie (LiMA), die vom 10.-14. März Seminare, Workshops, Debatten, Lesungen und Ausstellungen anbietet.

»Links« ist bei der LiMA ein weit gefasster Begriff. So erstreckt sich das Spektrum der Unterstützer vom Neuen Deutschland und der Rosa-Luxemburg-Stiftung über die Tageszeitung »taz« bis zur Wochenzeitung »Freitag«. »Zudem sind durch das neue ›Union-Camp‹ auch Gewerkschaften, etwa die Dienstleister von ver.di, eingebunden«, so LiMA-Geschäftsführer Christoph Nitz. Und Florian Weiß von der Rosa-Luxemburg-Stiftung ergänzt: »Wir stehen über der Parteipolitik, der Mix wird jedes Jahr bunter.«

Ein dominierendes Thema dürfte, wie schon seit Jahren, das Verhältnis von klassischer Pressearbeit und der mit Macht sich entwickelnden Online-Kultur sein, in der sich jeder, der sich berufen fühlt, ungefiltert an eine mehr oder weniger große Öffentlichkeit wenden kann. Was einerseits zu begrüßen ist, wirft auch drängende Fragen auf: Wie wird ohne Redaktion Qualität gewährleistet? Schnappen Gratis-Blogger den Freien Autoren die letzten Aufträge weg? Wie tritt man Beliebigkeit und Übersättigung entgegen? Steht die (bescheidene) Wirkung linker Internetbeiträge in angemessenem Verhältnis zu den Legionen an alternativen Web-Seiten und Bloggern?

Fragen, die – neben vielen anderen – während der LiMA diskutiert werden sollen. Differenziert genug ist er ja, der nach Selbstauskunft größte linke Medienkongress mit seinen etwa 800 Teilnehmern, über 200 Veranstaltungen und prominenten Referenten wie Gregor Gysi (»Die Kunst der Rede«), Hans-Christian Ströbele (»'68 und Deutungen linker Geschichte) oder Jürgen Reents (»Wohin geht die Linke?«). Kulturelle Höhepunkte der diesjährigen Akademie dürften die Vorstellung des neuen Comics »Kraft durch Freunde« von Kultautor Gerhard Seyfried oder das Gastspiel der letztes Jahr mit dem Aachener Friedenspreis geehrten »Berliner Compagnie« sein.

Am Laufen gehalten wird der alternative Medientreff übrigens ausschließlich von unermüdlichen Ehrenamtlichen, wobei auch – ebenfalls ein heißes Eisen in der Mediendiskussion – Praktikanten eingesetzt werden. Spannend wird denn auch sein, wie linke Medienschaffende den Spagat zwischen Forderungen nach Tarifgerechtigkeit für Andere und der (wegen finanzieller Realitäten meist unvermeidlichen) eigenen Unterbezahlung diskutieren werden. Der Vortrag zum Thema: »Journalismus – zwischen Hartz IV und Selbstaufgabe«.

10.-14. März, Campus Wilhelminenhof, Wilhelminenhofstraße 75A, www.lima-akademie.de

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