Abgründe
Landolf Scherzer war in Tschernobyl
Wieder einmal war Landolf Scherzer unterwegs, wenn auch nicht zu Fuß und so heiteren Gemüts wie an der früheren innerdeutschen Grenze. Aber genauso wach, beharrlich und auf Leute versessen, machte er sich auf den Weg nach Tschernobyl, um mit eigenen Augen zu sehen, was der Gau nach zwanzig Jahren hinterlassen hat, ob nicht endlich Gras über alles gewachsen war. Als es 2007 zum ersten Mal nicht geklappt hat, direkt nach Tschernobyl zu gelangen, versucht er es ein zweites Mal. Er schließt sich deutschen Tschernobyl-Helfern an, die Hilfsgüter bringen, und begleitet auf der Rückreise eine Gruppe ukrainischer Jugendliche. Alles in allem sind seine Erlebnisse schlimm. Lange habe ich kein derart erschütterndes Buch gelesen, das die erlebte Misere so sachlich, genau und vielgestaltig darstellt, dabei eigene Emotionen zurückhält und dennoch oder gerade deshalb Zorn und Trauer des Lesers herausfordert.
»Um Tschernobyl zu begreifen, müssten Sie i...
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