Zauberwort Ajami

Begegnungen in Israel – mit den Filmemachern und mit Darstellern eines Films, der um die Welt ging

  • Knut Elstermann
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

»Was machst du hier?« Der groß gewachsene, arabische Mann im hellblauen Pullover baut sich bedrohlich vor mir auf. Ich hatte schon gehört, dass die arabischen Bewohner von Ajami es nicht gern haben, wenn sich Fremde in ihrem Viertel in der uralten Stadt Jaffa umsehen. Während der vergangenen Jahre haben wohlhabende Israelis viele Häuser in dem heruntergekommenen, aber malerisch am Meer gelegenen Quartier aufgekauft, saniert und bezogen und so die angestammte Bevölkerung mehr und mehr verdrängt. »Ich will über den Film ›Ajami‹ berichten. Er läuft jetzt auch in den deutschen Kinos«, erkläre ich meinen Rundgang. Der Filmtitel wirkt wie ein Zauberwort. Das Gesicht des jungen Mannes hellt sich auf, seine Augen strahlen. »Ich heiße Maher, bin in dem Film auch zu sehen. Ich bin der Typ, der das Benzin klaut. Erinnerst du dich?« Der Spielfilm »Ajami«, der seinen Siegeszug 2009 in Cannes begann, zeichnet ein hartes, realistisches Bild der Gewalt und Aggression in dem Bezirk. Ob ihm das nichts ausmache, will ich wissen. »Nein, so ist es nun einmal. Außerdem kannte man früher nur Tel Aviv und Jaffa. Jetzt weiß die Welt auch, dass es uns gibt, hier in Ajami«.

Wir stehen an einer Kreuzung. Maher weist in jede Richtung, überall sei hier gedreht worden, dort drüben spiele eine der schockierendsten Szenen des Films, der Mord an dem Jungen. Mit dieser Bluttat beginnt »Ajami«. Es ist eine Verwechslung, denn eigentlich sollte Omar erschossen werden, als Sühne für eine Verfehlung seines Onkels. Der junge Mann versucht seine Familie aus diesem Krieg der Clans freizukaufen, doch mit legalen Mitteln kann er die vom islamischen Gericht festlegte Summe nicht aufbringen. Also steigt er völlig naiv und unvorbereitet mit einem Freund, einem illegal in Israel arbeitenden Palästinenser, in den Drogenhandel ein, mit schrecklichen Folgen.

»Ajami« verbindet die Schicksale der Bewohner in einer klug konzipierten, mehrschichtigen Erzählung, in der die Komplexität der Konflikte auf engstem Raume sichtbar wird. Omar liebt die falsche Frau, eine arabische Christin, deren Vater strikt gegen diese Verbindung ist. Wege...


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