- Kultur
- Beilage zur Leipziger Buchmesse
Spannungsfelder
DEMOKRATIEVERDRUSS
Der Politologe Serge Embacher hat ein kleines Büchlein vorgelegt, das es in sich hat. Er stützt sich nicht nur auf die üblichen Interviews von mehr oder minder repräsentativ ausgewählten Menschen, sondern darüber hinaus auf Gruppengespräche, um Meinungen, Positionen und Motivlagen zu ermitteln. Das letztlich zustandegekommene Bild dürfte den aufmerksamen Beobachter nicht überraschen, aber die Daten beunruhigen in ihrer Deutlichkeit.
Die objektive Krise der repräsentativen Demokratie widerspiegelt sich im Denken einer Mehrheit. Sie hat Politikverdrossenheit und Wahlverweigerung zur Folge und äußert sich im Unglauben an die Fähigkeit des Systems zur Lösung der die Massen bedrückenden Probleme. Sie bewirkt aber (noch) keine Sammlung der Kräfte zur Überwindung der angeklagten Zustände. 37 Prozent der Deutschen bewerten unsere Demokratie als weniger gut oder gar schlecht. 22 Prozent halten die gegebene Gesellschaftsordnung für nicht verteid...
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