• Kultur
  • Beilage zur Leipziger Buchmesse

Agnus Dei

PAUL VERLAINE – der »verruchte Dichter«

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Paul Verlaine, 1844 in Metz als Sohn eines Hauptmanns geboren, ist ein Garnisonskind geblieben. Ein mit Schönheit mitten im Martialischen sich selbst Gefangensetzender. Soldat dann im Deutsch-Französischen Krieg, ein grobschlächtiger Trinker, geht seine irrlichternde Zartheit ein in die Worte, aus denen er sich eine eigene Welt baut. Dies ist ein Dichter, der in seinen Texten all seinem nicht gelebten Leben eine Form gibt: schrecklich und schön zugleich.

In »Charleroi« lesen wir: »Kobolde gehen / Durchs russ'ge Feld. / Ein Weinen schwellt / Der Winde Wehen.« Auch er ist so ein Kobold, ein sich selbst hassender Bürger, der haltlos durchs Land vagabundiert. Und dann findet er doch einen Bruder: Arthur Rimbaud. Ein Kraftwerk von einem Menschen, ein geniales Tier, ein poetisches Unwetter. Doch kaum hatte dieser angefangen, sich den Dichter zu glauben, wirft er alles weg und wird mit einundzwanzig Jahren Kaufmann in Afrika.

Kurz nach der Pa...


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